Sommertour #ZukunftThüringen: Tag 2: Mit der Dampflok auf dem Rennsteig und dem Bus zur Kunst- und Senfmühle

Wer von uns, vor allem von uns Jungs, hat nicht schon mal geträumt, als Lokführer mit einer großen Dampflok durch die Welt zu fahren, das Signalhorn zu betätigen und glücklich aus dem Führerhaus zu winken. Umso schöner war es für mich, dass mich die Sommertour gestern zur Rennsteigbahn führte. Bis 1998 fuhren ja regelmäßig Personenzüge zwischen Ilmenau und Schleusingen. Danach drohte der Strecke das Aus.

Es ist dem Enthusiasmus und der Einsatzbereitschaft des Vereins “Dampfbahnfreunde mittlerer Rennsteig e. V.” zu verdanken, dass heute mit dem Rennsteigshuttle auch wieder regelmäßig Züge hinauf auf den Rennsteig fahren und ein gutes touristisches Angebot sichern. Seit 1992 sind die Mitglieder des Vereins unermüdlich dabei, Strecken und Zugmaterial zu erhalten. Sogar ein eigenes Eisenbahnverkehrsunternehmen, die Rennsteigbahn GmbH wurde mit der Unterstützung auch anderer Unternehmen der Region gegründet. Dadurch können nicht nur Fahrten auch nach Schleusingen angeboten werden, sondern auch Sonderfahrten, die bis nach Skandinavien gehen. Zudem gibt es inzwischen auch regelmäßigen Güterverkehr. All das, um die Rennsteigbahn dauerhaft zu sichern und inzwischen konnte das Land auch Fördermittel von über 2 Millionen Euro für die dringend notwendige Gleiserneuerung zwischen Ilmenau und dem Bahnhof Rennsteig zur Verfügung stellen. Damit leistet das Land einen wichtigen Beitrag, den Tourismus in der Region weiter zu fördern.

Ich kann einen Besuch des Kultbahnhofes „Gleis 1“ am Rennsteig als Ausgangs- oder Endpunkt einer Wanderung über den Rennsteig nur empfehlen. Das gastronomische Angebot stimmt und es gibt viel zu erfahren, nicht nur über Eisenbahnen am Rennsteig. Und sogar ein Stück des alten Erfurter Hauptbahnhofes ist dort wiedererstanden. Ein wirkliches Kleinod ist entstanden und wer denkt, dass die Eisenbahnfreunde am Rennsteig keine Ziele mehr hätten. Weit gefehlt. Die nächste Strecke haben sie schon in den Blick genommen: Die Friedbergbahn von Schleusingen nach Suhl, mit der stärksten Steigung einer Bahnstrecke in Deutschland, die ohne Zahnradbetrieb befahren werden kann. Inzwischen ist die Strecke wieder freigeschnitten und Bauzüge verkehren. Aber die Vision eines Zugverkehrs zwischen Suhl, dem Rennsteig und Ilmenau, die lebt. #ZukunftThüringen im besten Sinne des Mottos meiner Sommertour.

Vom Rennsteig ging es mit unseren Tourbussen nach Kleinhettstedt. Kleinhettstedt gehörte bis jetzt zur Gemeinde Ilmtal, die sich aber jetzt mit der Gemeinde Stadtilm zusammenschließt. Aber um die Gemeindegebietsreform geht es ja bei der Tour nicht, oder nur am Rande. Mir geht es darum, touristische Ziele in Thüringen zu besuchen und kennenzuleren.

In Kleinhettstedt war die Kunst- und Senfmühle mein Ziel. Die Mühle existiert seit dem 16. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert übernahm die Familie Morgenroth die Mühle, die nun durch Ulf Morgenroth bereits in 9. Generation geführt wird.

Dabei hat sich der Charakter der Mühle in den Jahrhunderten durchaus gewandelt. Neben der klassischen Getreidemühle wurde die Mühle auch als Gips-, Säge- und Graupenmühle betrieben. In dem kleinen Museum lässt sich sowohl diese Geschichte als auch die Gegenwart gut besichtigen. Bis 1972 war die Mühle im Familienbesitz, dann wurde sie wie viele andere kleine und mittelständische Unternehmen in der DDR verstaatlicht und der VEB Mühle Drei-Gleichen-Arnstadt angegliedert. 1990 wurde dann die Rückübertrag des Betriebes durch die Treuhandanstalt an die Familie Morgenroth an die Begleichung von sogenannten „Altschulden“ in Höhe von 250.000 DM geknüpft. Das war das ökonomische Ende der Mühle. Über die Aktivitäten der Treuhand könnte ich ein eigenes Buch, auch in Bezug auf Thüringen, schreiben aber auch hier ließ sich die Familie nicht beirren. Aus einem Teil der Mühle wurden Ferienwohnungen, in den ehemaligen Stall zog eine Gaststätte ein und die Mühle ist heute eine Senfmühle, die in der Herstellung von Senf eine eigene kleine Nische gefunden hat und den gesamten Komplex inzwischen zu einer kleinen Erlebniswelt entwickelt hat. Ein wirkliches Idyll, nicht nur in der Ferienzeit.

Am Ende des Tages kann ich wieder sagen: Toll, was Menschen bei uns in Thüringen bewegen, für sich, unser Land und unsere Gäste!