Wenn das Konzept scheitert …

Vor mittlerweile drei Jahren hat die Otto-Brenner-Stiftung eine Studie über die Marketing-Strategie der BILD veröffentlicht. In der Untersuchung wird sehr gut erklärt, wie das Boulevardblatt über politische Kampagnen versucht Leser zu erreichen und zu binden. Anhand der wochenlangen Berichterstattung über die „Pleite-Griechen“ wurde beispielsweise deutlich, dass es der Redaktion nicht vordergründig um eine politische Zielstellung geht, sondern immer nur um Eigenwerbung. Durch eine einseitige und massiv verkürzende Kommentierung von Sachverhalten, will die BILD sich selbst als vermeintlich wichtigen Akteur darstellen.

Im Moment erleben wir gerade wieder, wie dieses Konzept grandios scheitern kann. Die von der BILD initiierte Petition gegen das Kriegsmahnmal hinter dem Brandenburger Tor ist derart dümmlich, dass damit keine Punkte zu machen sind. Diese Hetze gegen die „Russen-Panzer“ durchschaut so ziemlich jeder – bis auf die prominenten Unterstützer, von denen man nichts anderes erwartet: Hubertus Knabe und Erika Steinbach. Das Schlimme ist, dass die Zeitung hier mit ihrer „Marketing-Strategie“ versucht das Andenken an die Menschen zu beschädigen, die Berlin von der Nazi-Barbarei befreit haben.

Im Landtag musste ich heute auch über eine seltsame „Marketing-Strategie“ den Kopf schütteln. Die SPD-Landtagsfraktion hat gleich zwei Pressemitteilungen veröffentlicht, in denen sie gegen ein von uns in Auftrag gegebenes Gutachten zur Hochschulstruktur in Thüringen polemisiert. Das ist schon wirklich seltsam. Prof. Benjamin Hoff, der das Gutachten maßgeblich erarbeitet hat, sagte heute in unserer Fraktionssitzung, dass dieses Gutachten eigentlich die SPD-Position unterstützt, dass ein Mittelzuwachs von jährlich vier Prozent für die Thüringer Hochschulen unabdingbar ist.

Das Gutachten zur Hochschulstruktur soll eine Diskussionsgrundlage für zukünftige Entscheidungsprozesse sein. Natürlich müssen die Hochschulen (Rektoren, Professoren, Mittelbau, Studierende, nichtwissenschaftliche Mitarbeiter) in diese Prozesse einbezogen werden. Ich weiß nicht, wie das bei anderen Fraktionen läuft, aber wir geben kein Gutachten in Auftrag, bei dem ein bestimmtes Ergebnis rauskommen soll, das mit der Position der Fraktion identisch ist. Wir wollten einen Blick von außen, den haben wir bekommen. Darüber würden wir nun gern mit den anderen Fraktionen diskutieren – auch mit der SPD. 🙂