Und was ist jetzt?

Eine Nacht drüber geschlafen, ist das Urteil, das mir so viel Erleichterung gebracht hat, immer noch da – zum Glück. (Das Video der gestrigen Pressekonferenz gibt es übrigens bei Youtube.) Aus allen möglichen Richtungen habe ich Glückwünsche zu diesem Erfolg bekommen, von der CDU bis zu den Grünen, von der jüdischen Landesgemeinde bis zum Zentralrat der Muslime. Im Fernsehen habe ich gestern Abend noch gesehen, dass auch der frühere Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche Christian Führer das Urteil begrüßt hat. Allen, auch denen, die hier im Tagebuch einen Kommentar hinterlassen haben, möchte ich herzlich Danke sagen.

In Gedanken bin ich auch bei einem Mann, der diesen Tag leider nicht mehr erlebt hat: Herbert Bastian. Wegen ihm fand der Verfassungsschutz 1982 Interesse an mir, denn ich hatte mich damals solidarisch mit Herbert Bastian und seinem Kampf gegen das Berufsverbot erklärt – er wurde als Postbeamter rausgeschmissen, weil er in Marburg für die DKP im Stadtrat saß. Meine Unterschrift unter einer Solidaritätserklärung ist der erste Eintrag in meiner Verfassungsschutzakte. Aber welche Notiz wird die letzte sein?

So schön das Urteil für mich persönlich ist, lässt es leider viele Fragen für andere Mitglieder und Abgeordnete meiner Partei offen. Die müssten theoretisch jetzt alle einzeln immer weiter klagen. Im Zweifelsfall werden die das auch tun, keine Bange. Es gibt aber auch einen viel einfacheren Weg: Angela Merkel könnte den Spuk einfach beenden. Sie hat es in der Hand gemeinsam mit Innenminister Friedrich den Verfassungsschutz anzuweisen, die Überwachung der LINKEN komplett und endgültig einzustellen. Zeit zum Handel, Frau Merkel!