Unternehmenseröffnung der besonderen Art

Der Tag beginnt mit einer Beratung in der Landesgeschäftsstelle zu unserem 100-Tage-Programm, das wir nach der Landtagswahl angehen werden. Als erste Punkte stehen die Förderung von Volksbegehren, die kostenlose Ausgabe von Milch und Obst in Schulen und eine Bundesratsinitiative zur Einführung der Vermögenssteuer auf der Agenda. Wenn die schwarze Traurigkeit am Sonntag ihre Ende findet, wollen wir zügig anpacken, um das Land sozialer zu machen.

Danach geht es schon mal ins MDR-Funkhaus, weil schon ein paar Bilder für die Sendung heute Abend vorproduziert werden sollen – nur für den Vorspann natürlich, es wird keine Debatte aus der Konserve geben. Anschließend bin ich bei Radio Funkwerk eingeladen, wo wir eine gute Diskussion haben. Schwierig ist dabei nur, den Kollegen Richard Schäfer, Sprecher der Thüringer GEW, den ich schon jahrelang gut kenne, zu siezen. Aber fürs Radio machen wir das natürlich. Als ich das Studio verlasse, sprechen mich gleich noch die Redakteure von „Barrierefrei im Äther“ an und holen mich in ihre Livesendung. Da sprechen wir darüber, dass viele Menschen eigentlich nicht behindert sind, sondern behindert oder besser gehindert werden. Bestimmte körperliche Einschränkungen werden erst dann zum Problem, wenn der öffentliche Raum nicht darauf eingestellt ist. Das Thema Barrierefreiheit muss deshalb noch viel stärker ins öffentliche Bewusstsein, damit hier keine Ausgrenzungsprozesse stattfinden.

Vom Radio geht es zu einer Unternehmenseröffnung der besonderen Art. Zwei Menschen, die ich schon seit zehn Jahre kenne – Christiane Schmidt und André Singer – haben beschlossen, sich mit einer sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft selbstständig zu machen. Acht der zehn Plätze sind bereits vergeben und bei der Eröffnung ist deutlich zu spüren, wie wohl sich die zukünftigen Bewohner hier fühlen. Besonders beeindruckend ist, wie ein junger Mann, der Autist ist, vor den versammelten Gästen das Lied „Knocking on Heavens door“ singt. Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg und toi, toi, toi.

Dann habe ich noch jede Menge Interviewtermine mit überregionalen Zeitungen, von der Zeit bis zur Financial Times wollen alle etwas von mir wissen. Schließlich geht es am Abend wieder ins MDR-Funkhaus, wo ich heute eigentlich auch übernachten könnte, denn nach der Sendung bin ich bis kurz vor Mitternacht im Chat und morgen früh ab sechs Uhr im Radio. Meine Eindrücke von der Fernsehdebatte gibt’s dann morgen im Tagebuch.