Schäuble handelt fahrlässig

Der Festakt gestern zum 20-jährigen Bestehen der Alevitischen Gemeinde in Deutschland hat mich sehr beeindruckt. Die Aleviten können auf eine überaus erfolgreiche Integrationsgeschichte zurückschauen, die 250 Gemeinden in der Bundesrepublik sind ein Beleg für eine funktionierende Multikulturalität. Besonders erfreulich für mich persönlich waren die persönlichen Gespräche, in denen ich bestärkt wurde, mein Engagement für die Universalität der Religionsfreiheit fortzusetzen. Das zeigt, dass mein Einsatz gesehen und geschätzt wird. Trotzdem ist es noch ein ganzes Stück Weg, bis in Deutschland die Religionen wirklich die gleichen Rechte beispielsweise in Sachen Religionsunterricht haben. Und auch in der Türkei ist noch nicht verwirklicht, dass Minderheitenreligionen wie Aleviten und Christen auch dort beten können, wo es ihrer Religion entsprechend gewollt ist, in Cem-Häusern und Kirchen.

Im Kampf um den Fortbestand von Opel hat Innenminister Wolfgang Schäuble den Beschäftigten mit seinem Gerede von einer Insolvenz den Beschäftigten einen Bärendienst erwiesen. Noch während der Prüfphase für den Rettungsplan legt Schäuble dem Unternehmen öffentlich eine Insolvenz nahe. Das ist mindestens grob fahrlässig und eine Treuepflichtverletzung. Was die Opelaner jetzt eigentlich bräuchten, ist ein ehrliches Krisenmanagement. Dazu sollte sich die Regierung mit Äußerungen in der Öffentlichkeit lieber zurückhalten und stattdessen Forderungen an die Geschäftsführung stellen. Schäubles Vorgehen ist dagegen einfach nicht hinnehmbar.