Im Glauben fest, aber in der Glaubensausübung tolerant

Es ist für einen Politiker der LINKEN schon etwas besonderes, wenn eine Kirchgemeinde ihn bittet, am Reformationstag eine Predigt zu halten. So auch in meinem Fall. Ich war überrascht, als mich die Auen-Kirchgemeinde Berlin Wilmersdorf gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, in ihrem Haus zu predigen. Es ist für mich eine große Ehre, das ich dies tun darf und es ist zugleich für mich eine Premiere. Noch nie habe ich eine Predigt gehalten. Daher gehe ich heute auch etwas nervös in die Kirche und werde über Paulus Brief an die Philipper sprechen sowie über meiner Erfahrungen und Erlebnisse meiner Türkei-Reise. Gemeinsam standen wir Bundestagsabgeordneten vor wenigen Wochen in der Grotte in Antiochien, in der Paulus gepredigt hat. Biblisch wird das Territorium Antiochien genannt. Heute ist es die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Gelernt habe ich auf dieser Reise auch, dass noch heute eine Gruppe in der Türkei lebt, die aramäisch Spricht, die Sprache Jesus Christus. Sprechen werde ich aber auch über die Verantwortung des Glaubens, über Macht und Machtgefüge, über Mut seinen Glauben und seiner Überzeugung zu stehen. Ich möchte deshalb am Reformationstag dazu einladen, darüber nachzudenken, was uns heute Martin Luther raten würde, um in unserem Glauben fest, aber in der Glaubensausübung auch tolerant zu sein. Diese Toleranz müssen aber auch Christen untereinander aufbringen. Protestanten, Katholiken, Orthodoxe, Freikirchler, keiner hat die absolute Wahrheit für sich gepachtet. Wir alle stehen unter den Worten der Heiligen Schrift, die wir auch im Brief des Paulus finden. Und diese Worte gelten für uns alle, bis heute, selbst wenn sie noch so unmodern und beschwerlich in unseren Ohren klingen. Predigt lesen