Weniger Bürokratie, mehr Lösungen
Als ich am Freitagnachmittag einkaufen war, sagte der Verkäufer an der Kasse zu mir: „Das ist aber schön, dass der Ministerpräsident unser Kunde ist.“ Über die kleine Schmeichelei hab ich mich gefreut. Dann machte er ein nachdenkliches Gesicht und meinte: „Nur im Moment ist das ja wirklich eine schwere Zeit zum Regieren.“ Er spielte auf die Flüchtlingspolitik und die damit verbundenen Herausforderungen an. Normalerweise kommt dann in Gesprächen immer ein Hinweis, was wir als Landesregierung richtig oder falsch machen. Der Verkäufer sagte nur: „Aber dafür haben wir Sie ja da hin geschickt.“ Na dann. 🙂
Heute Vormittag war ich in Tambach-Dietharz zum Talsperren-Gottesdienst. Dieses schöne Freiluftereignis findet einmal im Jahr statt, letztes Jahr war ich spontan dort, nachdem Pfarrer Johannes Seidenberg mich erst kurz zuvor eingeladen hatte (siehe Tagebuch vom 25. August 2014). Und für dieses Jahr wurde ich eingeladen, mit einer Kanzel-Rede am Gottesdienst mitzuwirken. Am 5. Dezember war die MP-Wahl und am 6. Dezember ging die offizielle Anfrage aus Tambach-Dietharz in der Staatskanzlei ein. Da habe ich natürlich gern zugesagt.
In meiner Rede habe ich – wie sollte es in diesen Tagen anders sein – über die Integration von Flüchtlingen gesprochen. Auch darüber, dass Thüringen in den letzten Jahren hunderttausende Menschen verlassen haben und wir jetzt dadurch herausgefordert sind, mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder aufzunehmen. Es kommt mir manchmal so vor, als wären wir in der Geschichte von Hase und Igel gefangen: Egal was wir unternehmen – Unterkünfte suchen, Unterstützung geben – Land und Kommunen sind immer einen Schritt zu spät. Das gilt nicht nur für Thüringen sondern für alle Bundesländer, für viele davon sogar noch viel mehr als für unseren Freistaat. Aber wir werden nur Lösungen finden, wenn wir konsequent weiterarbeiten und dabei bürokratische Hürden durch praktisches Handeln überwinden.
In diesem Sinne hoffe ich auch auf eine gute Debatte in der morgigen Sonderlandtagssitzung. Wir werden diese Aufgabe meistern, wenn wir uns nicht durch parteipolitische Profilierungsversuche aufhalten lassen. Quer durch die Republik sind sowieso alle betroffen, egal ob der Ministerpräsident von der CDU, der SPD, von Bündnis 90/Die Grünen oder eben von der LINKEN gestellt wird. Deswegen halte ich jeden Ansatz für überlegenswert, egal aus welcher politischen Ecke er kommt. Schließlich zählt nur eins: Es geht um Menschen. Davon müssen wir uns leiten lassen.