Neben den typischen diensttäglichen Sitzungen hatte der gestrige Tag auch ein richtiges Highlight: Die Antrittsvorlesung von Jascha Nemtsov, dem neuen bzw. ersten Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der jüdischen Musik an der Musik-Hochschule Weimar. Das war natürlich keine reine Vorlesung, sondern es gab sehr viel Musik – ganz besondere Musik.

Die Werke, die Prof. Nemtsov auf dem Klavier präsentierte, haben jüdische Komponisten in Gefangenschaft geschrieben, während sie den Tod vor Augen hatten. Gideon Klein schrieb die Musik in Theresienstadt bis er in der Gaskammer ermordet wurde und Vsevolod Zaderatsky komponierte im Gulag Soswa ein dreistündiges Stück, aus dem gestern in einer Uraufführung Auszüge präsentiert wurden. Man muss sich das vorstellen, wie diese Männer ohne Instrumente, ohne richtiges Papier geschweige denn Notenblätter gearbeitet haben. Unfassbar.

Indem jetzt diese Musik gespielt wird, werden nicht nur die Melodien wieder lebendig, sondern auch die jüdischen Komponisten können nicht in Vergessenheit geraten. Das Besondere war, dass Prof. Nemtsov eine Art hat, diese Dinge mit Worten und am Klavier vorzutragen, dass man trotz der großen Tragik nicht bedrückt wird, sondern es klingt immer ein Stück Hoffnung mit.

Persönlich fand ich es ein wenig traurig, dass überhaupt kein Vertreter der Landesregierung anwesend war. Dabei ist mir bewusst, dass gestern Abend sehr viele gute und wichtige Veranstaltungen stattfanden – ich selbst hätte mich auch am liebsten zerteilt, um beispielsweise beim Adventsempfang der Evangelischen Kirche dabei zu sein. Aber dass die Landesregierung fernbleibt, obwohl wir mit dieser Professur für Geschichte der jüdischen Musik etwas europaweit Einmaliges haben, finde ich sehr unglücklich. Und nicht zuletzt haben alle die nicht da waren einfach einen sehr schönen und berührenden Abend verpasst.