Sicher oder nicht sicher, das ist hier die Frage

Zum Montagmorgen will ich mal noch schnell nachtragen, was mir die letzten Tage passiert ist: Da waren beispielsweise die zwei Mitarbeiter aus der Landtagsverwaltung, die mit mir in meinem Büro über meine Sicherheitsüberprüfung gesprochen haben. Für das Lesen von bestimmten Akten zum Untersuchungsausschuss 5/2 sollte ich – wie andere Abgeordnete auch – vorher überprüft werden. Das hatte sich jetzt allerdings schon längere Zeit hingezogen, denn der Verfassungsschutz saß in einem schönen Dilemma: Entweder er kann begründen, warum ich bei der Sicherheitsüberprüfung durchfalle – das wäre sehr spannend geworden. Oder er erklärt mich für sicher, womit er sich selbst jegliche Grundlage für meine Beobachtung genommen hätte.

Nun informierten mich die Landtagsmitarbeiter, dass der Verfassungsschutz in seiner Weisheit entschieden habe, dass er mich nach dem Urteil aus Karlsruhe gar nicht mehr überprüfen darf. Das ist nun natürlich nicht nur für mich interessant, sondern auch für einige andere Abgeordnete. Und ein bisschen schade ist es auch, denn als eine der Personen, die für meine Sicherheit bürgen können, hatte ich Frau Christine Lieberknecht angegeben. Da hätte der Verfassungsschutz ja mal nachfragen können, wie es um meine Verfassungstreue bestellt ist.

Wegen der Besprechung mit den Experten aus der Landtagsverwaltung kam ich dann ein bisschen zu spät in Mühlhausen an, wohin ich eingeladen war, um mich in der Jugendkirche St. Martini umzuschauen. Da ging es aber nicht darum, die Kirche zu besichtigen – was meistens ja auch eine ganz lohnenswerte Sache ist – sondern um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die dort vom Gemeindepädagogen zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern aus den umliegenden Schulen geleistet wird.

Die Jugendkirche steht in einer Gegend in Mühlhausen, wo relativ viele Kinder von Armut betroffen sind. Und Armut drückt sich da nicht nur materiell aus, sondern oft ist es auch ein Mangel an Geborgenheit und an Mutmachenden Ereignissen. Deshalb finde ich es richtig toll, dass die jungen Leute in der Kirche jetzt ein Musical einstudieren, wobei übrigens völlig egal ist, ob sie irgendwie christlich gebunden sind oder nicht. Sie können zusammen kreativ sein und sich nebenbei auch mit den Pädagogen austauschen. Dabei kommen manchmal Geschichten ans Licht, die im schulischen Umfeld wahrscheinlich nie erzählt werden würden – schöne Geschichten und weniger schöne. Aber dass sie erzählt werden können, ist sehr wichtig.

Am Wochenende war ich in Berlin in der Verdi Bildungsstätte am Wannsee zur Vorstandsklausur der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Da saß ich auch mit Prof. Frank Deppe zusammen, dessen Arbeit ich schon vor 30 Jahren sehr geschätzt habe, als meine Beobachtung durch den Verfassungsschutz begann. Nun sitzen wir zusammen im RLS-Vorstand und können über die alten Zeiten in Marburg quatschen. Und über einen Verfassungsschutz, der endlich mal etwas nicht mehr darf. 😉