Spannende Zeiten
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Der Satz hatte schon immer was Wahres, aber in der Personaldebatte unserer Partei scheint er mir fast zum Motto zu werden. Es gibt wirklich jeden Tag etwas Neues. Und es werden mit Sicherheit auch noch sehr spannende Tage bis zum Parteitag in Göttingen. Es ist jetzt wirklich Schwung in der Debatte, aber es wäre mir deutlich lieber gewesen, wenn wir sie im Januar geführt hätten. Wir hätten alles schon geklärt und könnten jetzt das schöne Wetter genießen.
Stattdessen muss ich mich rumärgern mit Mails in denen mir sonst was unterstellt wird, woran ich Schuld bin – phänomenal. Und die Berliner Zeitung liefert zu einem kurzen Interview mit mir gleich noch eine sehr einseitige Interpretation und behauptet, ich hätte Dietmar Bartsch zum Verzicht auf die Kandidatur aufgefordert. Nein das habe ich nicht. Ich habe es nicht gesagt und hatte es auch nicht im Sinn. Die Parteitagsdelegierten sollen doch eine Auswahl haben – ich sehe nicht, warum das etwas Schlimmes ist.
Dank meines Tagebuchs kann ich darauf verweisen, dass ich schon im September letzten Jahres gesagt habe, dass ich mir Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht gut als Vorsitzende vorstellen könnte und dass aber auf jeden Fall die Basis eine Auswahl haben sollte und die Basis auch entscheiden muss. Nun ist es kein Mitgliederentscheid geworden, sondern es wird in Göttingen geklärt, aber der Punkt, dass wir das „mehr Demokratie wagen“ auch selber ernst nehmen müssen, bleibt gültig.
Wenn wir das gut hinbekommen, können wir immer noch alle als Sieger vom Platz geben. Die letzten Tage haben gezeigt, wie viel Kraft in der LINKEN steck. Wenn wir sie jetzt noch dafür verwenden Politik zu machen, dann können wir freudig in die Zukunft schauen.