Widerstandsamt?
Gestern Abend war die von mir mit viel Vorfreude erwartete Lesung mit Moshe Zimmermann, auf der er das Buch „Das Amt und seine Vergangenheit – deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“ vorstellte. Zimmermann ist Professor für neuere Geschichte an der Hebrew University Jerusalem und einer der vier Herausgeber des Abschlussberichts der Historikerkommission zur Beteiligung des Auswärtigen Amts an der nationalsozialistischen Gewalt- und Vernichtungspolitik. Das Buch hatte schon bei seiner Veröffentlichung im vergangenen Herbst viel Aufmerksamkeit erregt und deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, dass die Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Lesereise mit Moshe Zimmermann organisiert hat und wir ihn nun in diesem Rahmen in Erfurt begrüßen konnten. Die kleine Synagoge war bis auf den letzten Platz gefüllt und Zuspätkommer kamen nicht mehr unter – auf so viel Interesse stieß die Buchpräsentation. Zimmermann benannte viele Beispiele, die zeigen, dass das Auswärtige Amt kein Ort des Widerstands war, sondern Teil des NS-Regimes. Es hatte aber auch über das Buch hinaus viel Spannendes zu berichten. Beispielsweise von einem jungen Mann aus seinem Wissenschaftlerteam, dessen Großvater aus Erfurt stammt. Hier ist er noch 1937 als Jude einem Fußballclub beigetreten. Während viele andere Mannschaften schon arisiert waren, hat man sich dort offensichtlich gegen Antisemitismus zu Wehr gesetzt.
Bevor am Abend die Lesung war, hatten wir nachmittags ein Pressegespräch mit Moshe Zimmermann organisiert und hier hat es mich ehrlich gesagt ziemlich gewundert, dass kein Vertreter der Printmedien Interesse am Thema zeigte. Zwar waren Agenturen, Radiostationen, etc. vertreten aber ausgerechnet die Presse blieb fern. Dabei kann ich mir angesichts des Besucherandrangs am Abend nicht vorstellen, dass sich die Zeitungsleser nicht für historische Belange interessieren. Schade, dass solche Informationen dann nicht ankommen.