E-Mail-Schlussmacher
An diesem Mittwoch haben wir die erste Fraktionssitzung nach der Sommerpause und ich freue mich alle Abgeordneten gut erholt wieder im Parlament begrüßen zu können. Naja – fast alle Abgeordneten. Drei KollegInnen haben sich entschuldigt, einer kommt vermutlich später. Oder doch nicht. Stattdessen kommt eine E-Mail mit dem Betreff „Erklärung Austritt aus Landtagsfraktion und Partei 100811“. In der Nachricht steht das, was man auch schon dem Betreff entnehmen kann, ergänzt durch die Information, dass die Schuld für diesen Schritt natürlich bei mir und Genossinnen und Genossen aus Weimar liegt. Na klar.
Später erfahren wir dann, dass der Abgeordnete schon seit dem Morgen in der Fraktionssitzung der SPD-Fraktion sitzt und dort auch zukünftig sitzen bleiben möchte – sofern es ihm seine knappe Zeit als Teilzeit-Notfallarzt erlaubt. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik, hat doch der Ex-Genosse die Arbeit von Partei und Fraktion Die Linke bisher eher von links kritisiert und beispielsweise die Trotzkistin Lucy Redler zu seiner Büroeröffnung nach Weimar eingeladen. Unsere Regierungsbeteiligung in Berlin hat ihm auch nie so richtig gepasst und deshalb bin ich jetzt schon richtig gespannt, wie er die Regierungsbeteiligung seiner neuen Fraktion auf Dauer begleiten wird.
Ärgerlich ist dieser Vorgang in der Hinsicht, dass damit Wähler der Linken um ihre Stimme betrogen werden. Dass jemand die ganze Zeit links blinkt, um dann plötzlich die Matschie-SPD toll zu finden, wird das Vertrauen in die Politik insgesamt nicht gerade vergrößern. Aber man muss es wohl einfach so sehen, dass sich hier ein Zauberlehrling endgültig selbst entzaubert hat.
Nachdem das Kapitel im Landtag abgehakt ist, mache ich mich auf den Weg ins Sauerland. Der Kreisverband unserer Partei in Brilon hat mich zu einer Diskussion eingeladen und dieser Bitte komme ich gerne nach. Wir haben eine spannende Debatte darüber, wie unser neues Parteiprogramm aussehen soll. Außerdem reden wir auch über neue Aktions- und Protestformen, mit denen Menschen weltweit auf die Krise und die von den Regierungen verweigerten Konsequenzen reagieren. Am Abend gibt es dann noch eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Gläubig und Links“. Die ist richtig gut besucht und auch da erlebe ich eine interessante Debatte. Ein Besuch, der sich gelohnt hat und ein schöner Abschluss für diesen Tag.