Tag des Anstoßes

Diesen Montagmorgen beginne ich mit einem gemütlichen Kaffeetrinken mit meiner Frau. Danach geht es in die Landtagsfraktion, wo ich aus Anlass des Frauentages alle Mitarbeiterinnen zum gemeinsamen Frühstück einlade. Eine sehr angenehme Runde, mit der ich gern ein Stück zusammensitze.

Vom Landtag mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt, um in der Fußgängerzone und in einigen Geschäften ein paar Blümchen zu verteilen. In einer Schlecker-Filiale ergibt sich ein sehr interessantes Gespräch, in dem es auch um Arbeitsbedingungen und die Sorge vor einer Verschlechterung durch Ausgliederung zu Schlecker XL geht. Andernorts hat Schlecker bereits praktiziert, dass MitarbeiterInnen aus herkömmlichen Märkten entlassen und bei Schlecker XL zu Dumpinglöhnen wieder eingestellt wurden.

Dass so etwas nicht hingenommen werden kann, gehört für mich zu den wichtigen Punkten, auf die am Frauentag aufmerksam gemacht werden sollte. Deshalb ärgert mich auch, wenn ich im Radio höre, der Frauentag sei so etwas Ähnliches wie der Muttertag, sozusagen eine Alternative. Es geht nicht nur darum zu feiern oder sich als Mann einmal im Jahr zum Clown zu machen, um dann wieder 364 Tage Chauvi zu sein. Entscheidend ist doch, dass wir über den wachsenden Lohnabstand zwischen Männern und Frauen, über Altersarmut von Frauen und über mangelnde Dynamik beim Ausbau der „Väterzeit“ sprechen. Es braucht weitere Anstöße zur entsprechenden Debatten und insofern ist der Frauentag für mich ein Tag das Anstoßes.

Am Abend steht noch eine geschlossene Sondersitzung des Landesvorstandes in meinem Terminplan. Da die Sitzung geschlossen ist, will ich mich auch hier im Tagebuch – von einem Hinweis auf die nachdenkliche und sachliche Atmosphäre abgesehen – gar nicht weiter dazu äußern.