Wir brauchen eine Solidarität der Religionen

Mein heutiger Tag sollte eigentlich ganz anders verlaufen. Geplant war ein Frühstück mit Journalisten und dann ab in den Urlaub. Aber es kam anders. Denn die NPD hatte in der vergangenen Woche zu sogenannten Mahnwachen vor den Thüringer Moscheen aufgerufen, um damit Stimmung gegen Menschen mit islamischem Glauben zu machen. Daher wollten wir heute ein Zeichen setzten. Wir, das sind die Pröpstin Erfurt-Nordhausen Elfriede Begrich, der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek, die jüdische Gemeinde und meine Wenigkeit. Deshalb hatten wir uns heute in der Erfurter Moschee verabredet.
Mit offenen Armen wurden wir empfangen, über die Arbeit der Muslime in Erfurt informiert und lernten so manch Neues kennen. Einig sind wir, dass es in dem Land, in dem vor nicht allzu langer Zeit Synagogen brannten, eine Zumutung, eine Unverschämtheit und unerträglich ist, dass Nazis vor Moscheen Pseudo-Mahnwachen abhalten. Die Islamfeindlichkeit als Instrument für den Wahlkampf zu nutzen ist ein gefährliches Signal in unsere Gesellschaft und eine neue Qualität des Rechtsextremismus. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit dürfen keinen Platz haben und jeder sollte sich dagegen wären.
Wir brauchen ein Miteinander der religiösen und nichtreligiösen Menschen. Eine Solidarität der Religionen, wie es Aiman Mazyek treffend bezeichnete. Es ist doch erstaunlich, dass in der Erfurter Moschee 38 bis 40 verschiedene Nationen zum Gebet kommen und sich aushalten. Sie halten sich aus, weil sie es wollen, beschreiben uns die Mitarbeiter Moschee. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.