Gedenken in Berlin

Heute morgen mache ich erst noch mal einen kleinen Spaziergang zur Karl-Marx-Allee, weil ich die gestern entdeckten Plakaten doch gern auf einem Foto festhalten möchte. Da komme ich auch an der Gedenktafel zum 17. Juni 1953 vorbei. Ausgelöst durch die Normenerhöhung um zehn Prozent, hatten hier auf dieser Straße am Abend des 16. Juni die Aufstände gegen die verfehlte Politik der DDR-Regierung begonnen. Es ist schon ein komisches Gefühl, dass es mich ausgerechnet heute an diesen Ort treibt.

Im Bundestag geht es auch um das Gedenken an den Aufstand. Professor Richard Schröder, mit dem ich sicher nicht immer einer Meinung bin, hält eine sehr gute Festrede und würdigt den Protest von damals. Die Absurdität, dass die Normenerhöhung aus Anlass des sechzigsten Geburtstages von Walter Ulbricht geschah, zeigt, welch schlimme Blüten die Diktatur damals trieb.

Nach der Gedenkstunde muss ich schnell zum Bahnhof, um mit dem Zug nach Weimar zu fahren. Eine Podiumsdiskussion beim Verband der Thüringer Wirtschaft steht an und da wir nun auch offiziell wissen, dass der Noch-MP offenbar Hemmungen hat, mit seinen Mitbewerbern zu diskutieren, nimmt Noch-Wirtschaftsminister Reinholz für die CDU an der Diskussion teil. Ob das allerdings eine kluge Entscheidung war, möchte ich bezweifeln. Wenn Reinholz meinen Vorschlag einer Task Force für in Not geratene Unternehmen als „weitere Plauderrunde“ abtut, hat das nichts mehr mit der Konkurrenz verschiedener Politikkonzepte zu tun. Es zeigt einfach nur völlige Hilflosigkeit angesichts der Nichtexistenz eigener Ideen.