Bildet Gruppen!

Der Tag beginnt in unserem Hotel in Venedig mit “letzten organisatorischen Hinweisen”. Diese Worte werden im Laufe des Tages zum Running Gag. Immer wenn größere Ereignisse anstehen, meldet sich der Bräutigam zu Wort und entlässt uns mit diesen Worten in die nächste Etappe. Zuerst müssen wir zum Standesamt, über 30 Personen – mit Kind und Kegel – durch Venedig. Das ist gar nicht so einfach. Die Papiere müssen mit, die Brautleute müssen mit, die CD für die Untermalung der Trauung und und und. Da ruft uns die Braut fröhlich zu: Bildet Gruppen! Gemeint ist jeweils eine Bezugsgruppe zu bilden, um dann als Kleingruppe die Vaporettos zu entern. Am Rialto haben wir dann ersten Schwund. Da heißt es Posten aufstellen und die Nachzügler einsammeln. Dann formiert sich die Hochzeitsgesellschaft fast als Demo am Canale Grande. Die Touris und Einheimischen freuen sich gleichermaßen über die schöne Braut. Küsse werden geworfen, Gratulationen zugerufen und alle Kamares sind gezückt. So erreicht diese Erfurter Demonstration eine ungeahnte Aufmerksamkeit.

Im Standesamt fehlt dann die Personalausweise einer Trauzeugin, der Dolmetscherin und die übersetzten Gesetzestexte liegen auch im Hotel. Aber wir sind in Italien und alles wird gut. Germana muss hart arbeiten und alles vorlesen und dann kommt das ersehnte “Ja”!

Der Hochzeitszug zieht weiter durch Venedig bis zur evangelischen Kirche. Es ist die Kirche, neben der wir bei unserem letzten Besuch gewohnt haben. Auch in der Kirche ist das Ja klar zu hören und als Ermunterung nach dem Ja-Wort gibt es Bischlebener Schmandkuchen. Es wurden wirklich keine Mühen gespart eine aufregende Hochzeit zu feiern. Der Abend endet tanzend auf dem Markusplatz. Der Hochzeitstanz wurde auf diesen traumhaften Platz verlagert. Es muss so kurz vor 12 Uhr Nacht sein, als wir dort ankommen. Jeder von uns bekommt einen Heißluftballon und wir lassen sie unter dem Jubel der Nachtschwärmer davon fliegen. So steigen 30 rote Ballons in den Nachthimmel und grüßen flammend den Heiratshimmel. Da lässt die Polizei nicht lange auf sich warten. Doch Überraschung: sie kommen klatschen, wünschen den Brautleuten Glück und lassen uns noch alle zwei Tänze machen. Dann räumen wir den Markusplatz, während eine als Seeräuber verkleidete Truppe sich des letzten Ballon’s bemächtigt. Das ist ein super Bild, sechs Seeräuber an einem roten Ballon und wir applaudieren ihnen.