Christoph Matschie hat verloren

Rudolf Scharping landete 1994 den Versprecher des Jahres. Einen Tag nachdem seine Partei deutlich Prozente bei der Europawahl verloren hatte, erklärte er auf einer Pressekonferenz: „Das ist in der ersten Runde eine Niederlage. Es kommen aber weitere.“ Weitere Runden bzw. Wahlen wollte er wohl sagen, aber es klang nach (und wurden dann auch) Niederlagen. Mittlerweile ist er Deutschlands oberster Radfahrer und muss sich über Misserfolge seiner Verbandsmitglieder fast mehr freuen, als über Siege, denn die lassen immer an unlautere Hilfsmittel denken.

Christoph Matschie hat nun jedenfalls auch ein Runde verloren: Er hatte gegen Sina Peschke von Landeswelle Thüringen gewettet, dass sie mich nicht dazu bringen würde, Mike Krügers „Bodo mit dem Bagger“ zu singen. Aber nichts leichter als das. Ein Lied, das mir angesichts der Avancen Matschies in Richtung CDU allerdings eher auf den Lippen liegt, ist Franz Josef Degenhardts „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder“.

Natürlich stand die Radio-Sing-Aktion in Zusammenhang mit der Vorstellung von Dieter Althaus’ Wahlkampfsong. Es muss aber niemand befürchten, dass der Landtagswahlkampf zu einem Songcontest verkommt. Ich will weder mit Krügers Lied um Wählerstimmen baggern, noch werden „Bodo Ballermann“ (Udo Lindenberg) oder „Bodo, genannt der Rote“ (wiederum Franz-Josef Degenhardt) zum Einsatz kommen, wobei Letztgenanntes ohnehin kein gutes Bild des besungenen Bodos zeichnet. Am 30. August 2009 sollen die Thüringerinnen und Thüringer über Inhalte entscheiden und so wird auch unser Wahlkampf angelegt sein.

In Sachen Umzug möchte ich vermelden: Wir sind dann mal da. Heute wurde die Wohnung eingeräumt und wieder hat alles reibungslos geklappt. Schön, wieder zu hundert Prozent in Erfurt zu Hause zu sein.

Zum Schluss noch eine Ergänzung zur Scharping-Anekdote: Heiner Geißler inspirierte der Patzer zur Geschichte über einen Bürgermeister, der mit einer Verordnung für Verwirrung sorgte, nachdem in seinem Ort Tollwut aufgetreten war. Er erließ die folgende Vorschrift: „Wer seinen Hund frei herumlaufen lässt, der wird erschossen.“ Vom Gemeinderat für die missverständliche Formulierung kritisiert, veröffentlichte er am nächsten Tag eine überarbeitete Version: „Wer seinen Hund frei herumlaufen lässt, der wird erschossen, der Hund.“