Kein Platz für Nazis, nirgendwo!

Der Tag hat zwei Seiten. Zunächst werde ich mit einer Geschichte vertraut, die ich durch unseren Urlaub gar nicht mitbekommen hatte. Ein Freund aus Marburg ruft mich an und bittet um Unterstützung. Er betreut die Familie eines 13-jährigen Mädchens, das von Nazis zusammengeschlagen und lebensgefährlich verletzt wurde. Sie liegt seit über zwei Wochen im Krankenhaus und hat noch immer Blutungen im Gehirn.  Mein Freund, der die Familie psychologisch begleitet, fragt mich nach juristischer Unterstützung und ich versichere ihm, dass wir die besten Anwälte finden werden, um wenigstens diese Last von der Familie zu nehmen.

Erst später erfahre ich, dass der Überfall auf das Camp der Linksjugend, bei dem das Mädchen so schwer verletzt wurde, deutschlandweit in den Medien war. Der mutmaßliche Täter hat wohl sogar zuletzt für mehrere Monate im sogenannten „Braunen Haus“ in Jena gewohnt – in meinem Wahlkreis. Doppelte Bedrückung. Hier wird deutlich, wie weit es kommen kann, wenn man denen auch nur den kleinsten Raum überlässt. Wenn sich die Zivilgesellschaft aus der Verantwortung nimmt, riskieren wir mehr als Nazi-Demonstrationen und die Gegenwart von braunen Parolen. Es entstehen rechtsfreie Räume, wo man sich letztlich fragen muss, ob so eine Veranstaltung wie das Camp der Linksjugend überhaupt noch durchgeführt kann oder ob man es aus Vorsicht lieber lassen muss.

Mir ist besonders wichtig zu betonen, dass das kein Problem von Stadt oder Land und auch garantiert kein ostdeutsches Problem ist. Solche rechtsfreien Räume können überall entstehen, wo nicht konsequent den Anfängen gewehrt wird. Alles, was das Strafrecht an Möglichkeiten bietet, muss ausgeschöpft werden und das ganze Potential der Zivilgesellschaft muss gegen die braune Brut mobilisiert werden. Sonst ist unser Zivilleben ernsthaft in Gefahr. Das gilt auch für das sogenannte „Fest der Völker“. Mittlerweile hat es die NPD wohl offiziell von Jena nach Altenburg verlegt. Aber völlig egal, wo die Nazis versuchen, Räume zu besetzen. Jeder der kann, muss sich dagegen stemmen. Es beginnt mit einem „Fest der Völker“ und endet damit, dass einfach zugeschlagen wird, ohne Rücksicht auf niemanden. Jetzt hat es ein 13-jähriges Mädchen getroffen – wen als nächstes?

Wie zu Beginn gesagt, hat der Tag zwei Seiten – die zweite ist eine gute: Der FC Carl Zeiss Jena hat sein erstes Heimspiel und siegt sensationell gegen den FC Erzgebirge Aue. Bei meinem letzten Besuch im Stadion spielten wir auch gegen Aue und gewannen natürlich auch. Heute war besonders wichtig, das 0:2 noch in ein 3:2 gedreht zu haben. Was letzte Saison falsch gelaufen ist, scheint jetzt in den richtigen Bahnen zu sein.

Begeisternd am FCC sind aber nicht nur solche Spiele, sondern vor allem das Fanprojekt. Matthias Stein und seine Jungs und Mädels sorgen genau dafür, dass das Fußballstadion ein Heim für Zivilcourage wird. Im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld hat kein Nazi Platz. Deswegen wäre ein Fanprojekt mit gesicherter Finanzierung für jeden Verein ein Gewinn!