Papstbesuchbesucher

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Und fast so lang wie nach Berlin fahren wir auch durch Berlin, denn gefühlt jede zweite Straße auf dem Weg zum Bundestag ist gesperrt. Schließlich komme ich doch am Reichstagsgebäude an, wohin mich die Bundestagsfraktion anlässlich der Papstrede eingeladen hat. Viel spannender als die Rede von Benedikt ist aber erstmal die Begegnung mit den alten Kollegen und den anderen Persönlichkeiten, die ebenfalls eingeladen wurden. Unter ihnen sind der Rektor des jüdischen Abraham-Geiger-Kollegs, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, ein Sinti-Vertreter, der den Holocaust überlebt hat, Vertreter von Beschäftigten in kirchlichen Einrichtungen und nicht zuletzt die frühere Hausherrin des Erfurter Augustinerklosters, Alt-Pröpstin Elfriede Begrich. Allein schon wegen dieser Runde hat sich die Reise gelohnt. Kurz vor der Rede begeben wir uns dann auf die Besuchertribüne des Plenarsaals, von wo aus wir auf den Stühlen der Linksfraktion ungewöhnlich viel Rot sehen. Die ersten Reihen sind mit unseren Parlamentariern besetzt, von denen viele eine AIDS-Schleife tragen. Dann sind einige Plätze frei und weiter hinten sitzen dann zahlreiche katholische Würdenträger, die alle schwarz-rosa oder schwarz-rot tragen. Was die wohl denken, dass es sie ausgerechnet in die Reihen der LINKEN verschlagen hat.

Gehört haben wir dann zwei gute Reden: Eine von Bundestagspräsident Lammert und eine von Benedikt. Norbert Lammert hat den Besuch des Papstes im Bundestag richtig eingeordnet und kluge Worte zur Ökumene gefunden. Der Papst hatte sich ein besonderes Thema – das Recht – gewählt, und sehr klug und reflektierend darüber referiert. Das war gut so aber ein Grund zum Schwärmen – wie es mir tagesschau.de unterstellt hat, war es nicht. Die Rede hat die Erwartungen erfüllt, nicht mehr und nicht weniger.

Beeindruckend war das riesige Medieninteresse – gerade auch an Äußerungen von uns. Und in Erinnerung werden mir auch die kleinen Anekdoten am Rand bleiben, wie dass Benedikt zunächst den falschen Weg einschlug, weil er meinte vom Platz der Parlamentspräsidenten aus reden zu müssen. Als Norbert Lammert den Papst dann umleitete, trat er ihm kurz aufs Gewand, was aber glücklicherweise keine Konsequenzen hatte.