Am vergangenen Freitag wurde mir in Berlin eine große Ehre zuteil. Gemeinsam mit mehreren anderen – amtierenden oder ehemaligen – Ministerpräsidenten und -präsidentinnen bekam ich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen.
Mich hat diese Würdigung sehr bewegt – insbesondere die Worte, die der Bundespräsident in seiner kurzen Rede
für meinen Lebensweg gefunden hat und auch die verschiedenen Glückwünsche, die mich seitens meiner Partei erreicht haben. Dennoch mache ich meine Arbeit nicht für Orden oder Ehrungen. Ich stecke meine ganze Kraft in die Arbeit für unser Land.
Das präsidiale Protokoll mag sehr festlich und manches Mal auch im Wortsinne überwältigend sein – schließlich agiert hier der höchste Repräsentant der Bundesrepublik. Wichtig ist mir aber ganz persönlich, dass man sich selbst davon nicht auf eine schiefe Ebene der Selbstzufriedenheit begeben darf. Seitdem ich 1990 nach Thüringen gekommen bin, habe ich jedes meiner Ämter mit großer Begeisterung vor allem für die und mit den Menschen, die hier leben, ausgeübt. Egal, ob der Kampf der Kalikumpel in Bischofferode, die Bearbeitung der Folgen der Deutschen Einheit oder das Krisenmanagement während der Corona-Pandemie – all diese Aufgaben hätte ich niemals allein bewältigen können. Gemeinsam mit mir, an meiner Seite, standen und stehen immer die Menschen in Thüringen selbst, die aus eigener Kraft, mit Zuversicht, mit Mut und mit Selbstbewusstsein jeden Tag ihren, unseren, Freistaat gestalten und nach vorn bringen.
Was das ganz konkret und anschaulich heißt, darf ich tagtäglich an den unterschiedlichsten Orten unseres schönen Freistaats sehen. Ich denke nur an die Stelzenfestspiele bei Reuth, wo jedes Jahr ein ganzes Dorf ein Kulturevent der allerersten Güte auf die Beine stellt und wo Inklusion leb- und greifbar wird. Mir kommen aber auch sofort die vielen Menschen in Nordhausen in den Sinn, die erst vor wenigen Wochen ein großes Fest der Vielfalt und der Toleranz organisiert und gezeigt haben, was Thüringen ist und sein soll – ein offenes und buntes Land, in dem die alles entscheidende Frage sein muss: „Ich will nicht wissen, wo du herkommst. Wichtig ist: Wohin willst du?“ Nicht zuletzt denke ich an die vielen kreativen Unternehmer und ihre Unternehmen und Mitarbeiter, die nach 1989 mit unermüdlichem Fleiß und Innovationsgeist unserem Bundesland einen guten Platz im deutschen Wirtschaftsleben in einem geeinten Europa erstritten haben.
Wenn ich also den vergangenen Freitag Revue passieren lasse, scheint mir entscheidend zu sein, dass ich ohne Zweifel die Verleihung des Verdienstkreuzes als große Ehre empfunden habe, die weit größere Ehre allerdings diejenige ist, jeden Tag für unseren Freistaat – gemeinsam mit seinen Menschen – an seiner Zukunft arbeiten zu dürfen. Mir jedenfalls ist es vor allem ein Ansporn, auch in Zukunft das zu tun, was ich von mir und was die Menschen hier zurecht von mir erwarten: Thüringens Zukunft in Vielfalt, Mut und Einheit weiter zu gestalten.