Drei Tage Den Haag

ein Gastbeitrag von Lisa Beckmann

Vom 04. bis zum 06.10. führte uns als Thüringer Delegation – angeführt von Ministerpräsident Bodo Ramelow, Landtagspräsidentin Birgit Pommer und Gesundheitsministerin Heike Werner – eine Reise zu unseren Freunden und Freundinnen in die Niederlande nach Den Haag.

Gemeinsam mit den niederländischen Partnern wollten wir insbesondere über die Themen Pflege bzw. e-Health (also elektronisch basierte Gesundheitsfürsorge), Quantentechnik sowie Tourismus ins Gespräch kommen und im engen Erfahrungsaustausch miteinander Chancen und Kooperationsmöglichkeiten unserer Heimatregionen sondieren.

Am Tag der Anreise erhielten wir sogleich ein ausführliches Briefing durch den deutschen Botschafter sowie Vertreter der Außenhandelskammer, die uns nicht nur umfassend über die aktuelle politische Situation in den Niederlanden informierten (, die sich im Übrigen ähnlich komplex wie in Thüringen darstellt,) sondern auch einen umfassenden Einblick in das wirtschafts- und sozialpolitische Lage vor Ort gewährten.

Besonders beeindruckt hat uns zum einen die Tatsache, dass Teilzeitarbeit in den Niederlanden eher die Regel denn die Ausnahme darstellt und sehr viele Menschen 3 bis 4 Tage pro Woche arbeiten. Zum anderen war es faszinierend festzustellen, wie fest die wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Fäden zwischen Thüringen und den Niederlanden wirklich geknüpft sind. Immer mehr Niederländer suchen sich in Thüringen einen Nebenwohnsitz – sicherlich nicht zuletzt ein Nebeneffekt sowohl der touristischen Attraktivität (immerhin sind die größte Gruppe nichtdeutscher Touristen Niederländer), der historischen Verbindung (https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_von_Oranien-Nassau) über die berühmte Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach als auch der hohen Import- und Exportzahlen zwischen uns und unserem nordwestlichen Nachbarn.

Der Donnerstag stand sodann ganz im Zeichen des großen Zukunftsthema e-Health, das wir am Beispiel des Gemeinschaftsprojektes „Mood Sense“, einer Kooperation zwischen der nordniederländischen Stadt Groningen und Dingelstädt, studieren konnten. Mood Sense ist ein Forschungsprojekt zur besseren Betreuung und Überwachung von Demenzkranken mittels Sensoren (bspw. in Nachttischlampen oder im Fußboden). Diese Technik scheint allein schon deshalb zukunftsweisend, weil sie sowohl in Pflegeheimen als auch in häuslicher Umgebung eingesetzt werden kann. Nach der ausführlichen Besprechung vereinbarten wir uns zu einer gemeinsamen Konferenz zum Thema e-Pflege in Dingelstädt, die aller Voraussicht nach im kommenden Jahr stattfinden wird. Einig waren sich alle Beteiligten der Runde darin, dass wir alle es uns nicht erlauben können, uns vor der Thematik e-Health zu verschließen. Es geht nicht darum, Menschen durch Technik zu ersetzen, sondern Menschen durch Technik zu entlasten – so Krankenhauspersonal, pflegende Angehörige, aber auch Patienten selbst. Überdies lernten wir die Arbeit der nationalen Stelle für e-Health kennen.

Als nächsten Programmpunkt absolvierten wir ein großes Businesslunch für Reisefachleute, bei dem der Ministerpräsident für Thüringen und seine touristischen Highlights warb, wir aber auch fasziniert die große Beliebtheit spürten, die unser Freistaat bei niederländischen Touristen genießt. So ist es auch wenig verwunderlich, dass die größte nicht-deutsche Besuchergruppe in Thüringen Niederländer sind.

Den Abend ließen wir schließlich bei einem großen Empfang der Botschaft ausklingen. Vor über 400 Gästen hatten wir Gelegenheit Thüringen noch einmal in seiner ganzen Pracht zu präsentieren – kulturell, touristisch, aber auch wirtschaftlich. Besonders die TTG hat mit ihrer Ausstellung noch einmal sehr wirkungsvoll die Glanzpunkte Thüringens ins Scheinwerferlicht gerückt und sicher den ein oder anderen für einen Kurztrip nach Thüringen begeistern können.

Der Ministerpräsident Ramelow stellte in seiner Ansprache Europa in den Vordergrund, vor allem auch die gute Kooperation am Beispiel der Firma ASML in Eindhoven und der Region Jena. Immerhin bekam der Ministerpräsident spontanen Applaus als er den Satz sagte „Die können nicht ohne uns und wir nicht ohne die, aber genau so geht Europa – wir gemeinsam.“

Unser letzter Tag wurde vollständig vom Thema Quantenmechanik beherrscht. In einem großen Symposium tauschten sich Thüringer und niederländische Experten zu den einzelnen aktuellen Forschungsschwerpunkten aus. Thüringen selbst ist an diesem zukunftsträchtigen Wissenschaftszweig bereits maßgeblich über das Fraunhofer IOF beteiligt.

Nach anstrengenden, aber vor allem ereignis- und lehrreichen Tagen traten wir am Freitagnachmittag schließlich die Heimreise nach Thüringen an. Es hat sich – denke ich – für alle Teilnehmer vor allem eines gezeigt: die freundschaftliche und solidarische Verbindung mit zwischen Thüringen und den Niederlanden ist gerade in unsicheren Zeiten ein wichtiger Stabilitätsanker für beide Regionen und ihre Menschen. Wir kommen wieder!