Weise Worte des französischen Gasts

Es waren viele unterschiedliche Termine, die diese Woche geprägt haben und trotzdem habe ich rückblickend das Gefühl, dass zumindest die große Mehrheit ein gemeinsames Thema hatten: Was tun wir für ein solidarisches Miteinander?

Heute Mittag hatte ich die Ehre den renommierten französischen Publizisten Alfred Grosser in Erfurt begrüßen und ihn bei einem Schulbesuch begleiten zu können. Beim Besuch im Heinrich-Mann-Gymnasium war ich mit einem kurzen Grußwort sozusagen die Vorgruppe für den gerade 90 gewordenen Politologen. Seine Ausführungen waren wirklich beeindruckend, unter anderem erklärte er, warum er sich – obwohl in Deutschland geboren – voll und ganz als Franzose fühle. Es sei eigentlich französische Tradition, dass die französische Identität angenommen werden könne. Allerdings werde sie in den letzten Jahren den Jugendlichen in den Vororten der großen Vorstädte verweigert. Dazu sagte er ein paar sehr weise Worte: „Wenn wir den Jugendlichen nicht die französische Identität zugestehen, sondern sie diskriminieren, dann wenden sie sich dem Islam zu. Aber nicht der Islam war zuerst da sondern die Diskriminierung war zuerst.“

Am Mittwoch habe ich einen sehr schönen Abend beim politischen Aschermittwoch in Suhl verbracht. Bisher kannte ich solche Veranstaltungen nur als Parteiveranstaltungen, aber in Suhl war es von den lokalen Faschingsvereinen organisiert und alle Parteien waren eingeladen. So war auch politisch für jeden Geschmack etwas dabei. Ich habe mich in meinem Redebeitrag mit Rainald Grebe auseinandergesetzt, denn ich finde, die Zeile aus seinem Lied „Thüringen ist eins von den schwierigen Bundesländern, denn es kennt ja keiner außerhalb von Thüringen“ ist irgendwie überholt, seit wir hier die bundesweit einzige rot-rot-grüne Koalition haben

Am Dienstagnachmittag hatte ich eine in mehreren Hinsichten besondere Runde in der Staatskanzlei zu Gast. Es war schon länger angedacht, mal Josef S. aus Jena kennenzulernen, der letztes Jahr nach den Protesten gegen den rechtsgerichteten „Akademikerball“ in Wien ein halbes Jahr in Untersuchungshaft saß. Seine Eltern hatten mich damals am Rande einer Wahlkampfveranstaltung angesprochen. Wie ich inzwischen erfahren habe, hat sich auch Christine Lieberknecht für den jungen Mann eingesetzt und deshalb fand ich es wichtig, dass sie jetzt auch zu dem Treffen dazukommt und bin ihr sehr dankbar, dass sie spontan zugesagt hat.

So saßen Frau Lieberknecht und ich mit Josef und seiner Familie zusammen und konnten signalisieren, dass die Thüringer Landesregierung unabhängig von ihrer aktuellen politischen Führung solidarisch ist. Christine Lieberknecht und ich wollen beide zum Ausdruck bringen, dass Demonstrationsfreiheit ein Grundrecht ist. Niemand sollte einfach wegsehen, wenn braunes Gedankengut verbreitet wird, sondern es gilt, sich friedlich entgegenzustellen.  

Morgen bin ich hier in Erfurt bei der Meisterfeier der Handwerkskammer. Von den ca. 800.000 Beschäftigten in Thüringen arbeiten ca. 148.000 im Handwerk. Das allein zeigt schon, wie wichtig Handwerksbetriebe für den Freistaat sind.