Schon mal was Blödes gemacht? Ich schon.

Für ein paar Sachen gibt es in der Bibel wirklich gute Hinweise. Da heißt es zum Beispiel: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Damit kann man nicht alles entschuldigen, aber ich meine, für einmalige Fehler ist das eigentlich sehr passend. Es dürfte relativ wenig Menschen geben, die in ihrem Leben noch nichts gemacht haben, was unüberlegt war und sich hinterher als Fehler herausgestellt hat.

Morgen wird in der BILD-Zeitung ein Bericht über eine Lehrerin aus Südthüringen sein, inklusive eines Fotos, das Auslöser für den Artikel ist. Das Foto stammt aus einer Schule, es entstand während der letzte Schultage der 12. Klassen im vergangenen Jahr. Nachdem alle Noten schon fertig waren, wurden noch ein paar scherzhafte Motto-Tage organisiert. Zur Auswahl standen „Rockabilly“, „Schlafanzugparty“, „DDR-Alltag/ Geschichte“ und „Horror/ Grusel“. Die betreffende Lehrerin betreute als Geschichtslehrerin die Gruppe „DDR-Alltag“. Dort wurde sich auf satirische Art dem Thema genähert, indem sich die Schülerinnen und Schüler für ein kleines Theaterstück „Pionierhalstücher“ umbanden.

Die Geschichtslehrerin hat den Spaß mitgemacht und sich auch so ein Halstuch umgebunden. Das war nicht klug. Wie das heute so ist, wurden natürlich auch Fotos gemacht, von denen welche bei Facebook gelandet sind – und nun, fast ein Jahr später, auch bei der BILD. Aus dem Zusammenhang gerissen, wirken die Fotos wirklich blöd. Für die Zeitung wird es aber wohl erst interessant, weil die Lehrerin aktives Mitglied der LINKEN ist und bis vor ein paar Jahren auch Stadtratsmitglied war.

Gemeinsame Unterrichtsprojekte mit der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Fahrten nach Berlin zur der Mauer-Gedenkstätte Bernauer Straße, Besuche bei Veranstaltungen der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur – das alles hat die Lehrerin auch schon mit ihren Schülern gemacht. In die Zeitung kommt sie aber, weil sie sich für ein satirisches Projekt ein Halstuch umgebunden hat. Dabei liegt es ihr wirklich fern, den DDR-Alltag verharmlosen zu wollen.

Ich hätte sicher sagen können, dass ich mit der Sache nichts zu tun haben will, gerade im Wahljahr. Das wäre aber wirklich ein Fehler, denn es ist nicht zu tolerieren, wenn eine engagierte und beliebte Lehrerin aus niederen Gründen an den Pranger gestellt werden soll. Da bin ich solidarisch mit meiner Genossin. Wenn jemand daraus eine Wahlkampfnummer machen will, dann soll er es machen. Wir werden nicht über jedes Stöckchen springen.