Carpe diem!

+++UPDATE+++ Auf der Webseite der TA gibt es jetzt das angekündigte Doppelinterview mit Matthias Machnig und mir +++UPDATE+++
„Carpe diem!“ heißt bekanntlich „Nutze den Tag!“. Vielleicht kann man es auch mit „Nutzt den Parteitag!“ übersetzen. Ich mach das einfach: Nutzt Göttingen, füllt die Zeit, die wir hier miteinander verbringen sinnvoll! Viele Menschen, denen ich in den letzten Tagen begegnet bin, haben mir mit auf den Weg gegeben, dass wir die Verantwortung tragen, unser gemeinsames Projekt nichts aufs Spiel zu setzen. Wir sollen uns wieder darauf konzentrieren, für die Schwachen in der Gesellschaft zu kämpfen, anstatt zu streiten, wer der Stärkste von uns sein soll. Wir sind sowieso nur gemeinsam stark! Das sagen mir viele Linke, viele Sympathisanten und sogar Mitglieder anderer Parteien, die wollen, dass es eine starke linke Kraft gibt, weil das auch Prozesse in ihren Parteien korrigiert.

Gestern nach der Phoenix-Runde war ich noch bei ver.di in Berlin, weil ein alter Kollege sich in den Ruhestand verabschiedet und ich – trotz stressiger Tage – unbedingt dabei sein wollte. Da traf ich viele Freunde aus den Zeiten bei der HBV und auch die erzählten mir von den Hoffnungen und Erwartungen, die sie in DIE LINKE setzen. Nach einer viel zu kurzen Nacht saß ich heute morgen schon wieder im Plenarsaal des Thüringer Landtags. Auf der Tagesordnung stand die „Kuschel-Debatte“, in der erklärt werden sollte, warum unser Fraktionsmitglied Frank Kuschel „parlamentsunwürdig“ sei. Es geht um Franks Tätigkeit für die Stasi in den Jahren 1988/89. Er hat längst erklärt, dass er für die Stasi gearbeitet hat, es ist seit vielen Jahren öffentlich bekannt. Frank weiß, dass er an Unrecht mitgewirkt hat und er hat die Opfer um Entschuldigung gebeten. Die Debatte im Landtag hat nichts mit Aufklärung zu tun, sondern die Vergangenheit eines Menschen soll politisch gegen ihn und unsere ganze Fraktion missbraucht werden. So kann man Unrecht nicht aufarbeiten. Und wer parlamentswürdig ist, entscheidet in einer Demokratie immer noch der Wähler.

Noch bevor die Plenarsitzung zu Ende ist, breche ich auf in Richtung Göttingen. Jetzt geht’s also los, die Spannung steigt. Schon am Vorabend des Parteitages wird klar, dass wir den Zeitplan nicht einhalten können. Wieder steht der für Samstagabend geplante Tanzabend auf dem Spiel. Schon im Oktober beim Erfurter Parteitag mussten wir das Vergnügen zu Gunsten der Programmdebatte streichen. Da frage ich mich, ob die Situation heute besser wäre, wenn wir damals den Tanzabend gemacht hätten anstatt zu diskutieren ;-). Aber es ist, wie es ist. Also: Carpe diem!

PS: Noch ein Lesetipp: Morgen gibt es ein Doppelinterview mit Matthias Machnig und mir in der Thüringer Allgemeine – kann ich nur empfehlen. Tagebuch versuche ich am Sonntag wieder zu schreiben, zwischendurch wird wohl kaum Zeit sein.