Viele Fragen zwischen Mühlhausen und NRW

„Es wird viel von Schuld gesprochen werden in der nächsten Zeit“, sagte er, „und manch einer wird sich verleiten lassen, die Schuld bei anderen zu suchen. Aber wie viele werden vortreten und erklären: es hat auch an mir gelegen, Genossen – und dann die Konsequenzen ziehen? … Das Schlimmste wäre, für das eigne Versagen den Feind verantwortlich machen zu wollen. Wie mächtig wird dadurch der Feind! … Doch ist die Schuld nicht nur von heut und gestern. Auch für die Arbeiterbewegung gilt, dass nur der sich der Zukunft zuwenden kann, der die Vergangenheit bewältigt hat …“
aus: Stefan Heym, 5 Tage im Juni

Wieder liegt ein Wochenende mit viel Licht und Schatten hinter uns. In Mühlhausen hatten wir die von Luc Jochimsen und Birgit Klaubert (Danke an die beiden & das ganze Team!) verantwortete Konferenz „Kultur neu denken“ mit insgesamt ca. 500 Teilnehmern und sehr guten und inhaltsstarken Debatten. Und in NRW haben wir den Wiedereinzug in den Landtag deutlich verpasst. Mühlhausen lief richtig gut. Bei der Konferenz habe ich sehr viel über Thomas Müntzer gelernt; über seine Deutung der Begriffe Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Es war aber nicht nur ein Lern-Ort, sondern auch ein Ort der Begegnung. Mir war das Glück vergönnt, Elfriede Begrich wiederzusehen, ich konnte mich mal in Ruhe mit Margot Käßmann unterhalten und nicht zuletzt diskutierte ich mit Peter Gauweiler und Reinhard Höppner über ziemlich knifflige Fragen. Da ging es nicht um Politiksprech, sondern in Reflektion der Ereignisse vor 500 Jahren, haben wir gemeinsam überlegt, wie man mit einer massiven Mehrheitsmeinung umgehen kann. Und es ging auch um die Frage, wie man erkennen kann, ob der eigene Weg falsch oder richtig ist.

Die letzte Frage passt ja irgendwie auch zum Wahlausgang in NRW. Da will ich aber auch zunächst den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern danken, deren gute Arbeit sich leider im Ergebnis nicht widerspiegelt. Noch bei meinem Besuch in Mönchengladbach am Mittwoch habe ich viele motivierte und engagierte GenossInnen erlebt. Lasst Euch nicht entmutigen. Und ich will auch darauf hinweisen, dass unser Spitzenkandidat Wolfgang Zimmermann im April schwer erkrankt ist und er uns natürlich sehr gefehlt hat. Lieber Wolfgang auch auf diesem Wege alles Gute und eine schnelle Genesung für Dich!

Ansonsten liegt das Ergebnis in unser aller Verantwortung. Deshalb ärgert es mich auch, wenn jetzt Schuld hin- und hergeschoben wird. Wir waren als Partei nicht attraktiv genug und konnten offensichtlich unseren Gebrauchswert nicht deutlich machen. Mir fällt da gleich die Stelle aus „5 Tage im Juni“ ein, die ich oben an den Anfang gesetzt habe. Wir brauchen jetzt einen Aufbruch, der alle mitnimmt. Da ist es nicht hilfreich, wenn einzelne Seiten jetzt Bedingungen für irgendwas aufstellen. Lasst uns schauen, wie wir es alle gemeinsam besser machen können.