Viele Fragen bleiben

Der Tag beginnt wie er gestern endete. Ein Live-Interview mit Radio 1 und dem MDR-Info zur Verurteilung und den Blitzprozess um Dieter Althaus. Juristisch ist alles geklärt – auch wenn der Streit um vorbestraft oder nicht vorbestraft anhält – das Problem der eigenartigen Prozessführung und dem Ausschluss der Öffentlichkeit bleibt. Ich glaube, dass Dieter Althaus sich nicht an den Unfall erinnern kann und den Tod der Frau tief bedauert. Was allerdings mit der stattgefunden Verfahrensweise an Rissen entsteht ist wohl kaum zu kitten. So bleibt der Eindruck einer Sonderbehandlung. Das Thema begleitet mich bis zum Nachmittag und die Journalisten stellen mir immer wieder eine Frage: Wie kann jemand, der nicht vernehmungsfähig ist, so fit sein, eine juristische Erklärung von einer solchen Dimension und Tragweite abgeben, die ein Schuldbekenntnis und Verzicht auf Rechtsmittel beinhaltet? Ich weiß es nicht und kann diese Frage auch nicht beantworten. Inwieweit sich das Gericht mit diesem Widerspruch befasst hat, bleibt offen. Ich glaube, dass die Berater von Dieter Althaus die politische Dimension eines solchen Blitzprozesses unterschätzen.
Am Nachmittag treffen ich den Vorsitzenden des Humanistischen Verbandes und diskutiere mit ihm über Religions- und Ethikunterricht in Berlin. Danach geht es zum Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat. Eine schier endlose Sitzung mit einem Kompromiss zu Gunsten der Bundesländer. Ausnahmsweise kann ich sofort zustimmen, da der Kompromiss Geld in die Kassen der gebeutelten Länder bringt. Ludwig Stiegler mit seinem roten Pullover ruft mir darauf hin zu, dass ich wohl schon auf der anderen Seite sei, heißt auf der Länderseite. Wir lachen beide.