Klare Worte für die Zweistaatlichkeit

Heute besuchen wir das Israelische Parlament, die Knesset und den zentralen Gedenkort Yad Vashem, an dem das deutsche Verbrechen an dem jüdischen Volk dokumentiert ist und an dem den ermordeten Juden gedacht wird.


Am Anfang steht ein interessantes Gespräch mit dem Vizepräsidenten der Knesset, Herrn Shlomo Molla von der Kadima Partei. Er ist äthiopischer Jude und damit dunkelhäutig. Er beschreibt seinen Weg in die israelische Gesellschaft und aus dieser Erfahrung wählt er sehr deutliche Worte gegen Rassismus. Seine Ausführungen gehen klar und eindeutig zur Zweistaatlichkeit. Die Palästinenser brauchen ihren eigenen Staat. Der Arabische Frühling zwingt die ganze Region endlich eine Gesamtlösung für alle Palästinenser zu finden. Herr Molla führt weiter aus, dass sechs Millionen Palästinenser leben im arabischen Raum außerhalb Israels, der Westbank und Gaza’s. In den arabischen Staaten, wie Libanon oder Jordanien, in denen die Palästinenser leben, haben sie keine staatsbürgerschaftlichen Rechte. Es geht um Staatsangehörigkeit, um Zivil- und um Menschenrechte. Israel muss sich zur Zweistaatlichkeit nicht nur verbal bekennen, nein, die Besatzung muss aufgegeben werden, so seine deutlichen Ausführungen. Aber auch die aktuellen innerisraelischen, undemokratischen Prozesse beschreibt er. Er erklärt, wie versucht wird massiv Einfluss auf Mitte/Links zu nehmen und er dies als eine Bedrohung des inneren Friedens wahrnimmt.
Er spricht Sätze die mich elektrisieren: Der Zionismus von einst, wollte und musste den Staat Israel errichten. Der Zionismus von heute muss die Grenzen endlich errichten und die Zweistaatlichkeit erreichen. Es muss endlich den palästinensischen Staat geben. Dazu muss die militärische Besatzung beendet und die illegalen Siedlungen geräumt werden.


Er spricht auch über das Bedrohungsszenario durch das Iranregime und die Erwartung der Israelis, dass die Weltgemeinschaft nicht schweigt,wenn der iranische Präsident die Vernichtung Israels verlangt.


Unsererseits sprechen wir die Wasserproblematik an. Wir erläutern das gehörte vom Vorabend und das Gesehene von unserem Besuch bei den Beduinen. Herr Mulla erklärt, dass die Militärbesatzung beendet werden muss um hier zufriedenstellende Lösungen zu finden.


Klaus Ernst verabredet sich daraufhin mit den Knesset Abgeordneten, da sie in den nächsten Wochen in Berlin weilen werden. Man kommt überein, dass dann das Gespräch freundschaftlich fortgesetzt werden soll.


Es schließt sich der Besuch im israelischen Außenministerium an. Wir werden herzlich begrüßt vom stellvertretenden Außenminister Danny Ayalon. Bas erstaunt sind wir, als er schon am Anfang erwähnt, das die Bundesregierung, vertreten durch Dirk Niebel, mit Israel kooperiert um Wasserquellen zu erschließen. Leider nicht in der Westbank, sondern in Ghana. Wir denken, dass diese Aufgabe vor Ort viel wichtiger zu erfüllen wäre. Wir sprechen auch hier gezielt die Schule von Susiya und die Zisternen an. Er sagt zu, die angesprochenen Themen überprüfen zu wollen. Er erläutert dann mit klaren Worten das Thema der illegalen Siedlungen. Er verweist auf das israelische Trauma, als man Siedlungen und den Gazastreifen geräumt habe. Im Ergebnis dieser Räumungsaktion verschärfte sich die innenpolitische Situation in Israel und in Gaza übernahm die Hamas die Kontrolle. Seit dem werden die Städte Israels mit Qassam-Raketen beschossen. Er führt dann aus, dass immerhin alle Siedler in Gaza geräumt wurden. Dass Arafat erlaubt wurde mit der PLO nach Ramallah zu kommen und die Bewaffnung seiner Sichheitsleute erhalten geblieben ist und dass nach der PLO Vertreibung aus den anderen arabischen Exilländern 100.000 Menschen der Zuzug ermöglicht wurde. Es ist eben nicht einfach nur eindimensional. Hier hilft nur ein Gesamtpaket für die ganze Region weiter. Er sichert uns zu, bis zum Besuch von Dirk Niebel in drei Wochen dass von uns vorgetragene Wasserthema zu überprüfen. Wir sind gespannt und bleiben auf jeden Fall an dem Thematik dran.


Der Nachmittag und Abend ist dann tief geprägt durch den Besuch in Yad Vashem. Mir fehlen jedes mal die Worte, wenn ich die Gedenkstätte besuche und die Bilder in mein Herz lasse. Deshalb ist es ein sehr stiller Besuch. Wir legen in der Gedenkhalle gemeinsam einen Kranz nieder und im Tal der Gemeinden legen wir für jede ausgelöschte jüdische Gemeinde unserer Heimat eine Rose nieder. Ich begebe mich zur Inschrift Erfurts und innerlich lächele ich, weil ich mich freue das es den Nazis nicht gelungen ist die jüdische Gemeinde Erfurt für immer zu vernichten. Nein sie lebt und das nach der Shoah. Das lebendige jüdische Leben Erfurts ist ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht. Das Vernichtungswerk an 6 Millionen jüdischen Menschen ist unfassbar, aber die Überlebenden haben hier in Yad Vashem sich auch auf die lebendige Zukunft ausgerichtet.Hier verstehe ich den Satz: Wir wollen Nie mehr wehrlos sein! Shalom.

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