Erst Landtag, dann Luther

Die Landtagssitzung rückt näher. Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass sonst die Vorbereitung des Plenums nicht einen Haufen Arbeit bedeuten würde, aber dieses Mal ist die Vorbereitung besonders intensiv. Ursache dafür ist der Wunsch nach einer gemeinsamen Erklärung aller Landtagsfraktionen, in der wir den Menschen in Japan unsere Solidarität ausdrücken und gemeinsame Ausgangspunkte für eine nachhaltige Energiepolitik beschreiben. Das ist ausreichend knifflig, weil wir es mit zwei Fraktionen zu tun haben, die bis vor zwei Wochen noch Atomkraft für eine super Sache und Risiken für ignorierbar hielten. Jetzt hat – so wird es zumindest gesagt – ein Umdenken eingesetzt und wir müssen abklopfen, wie weit dieses Umdenken in der Realität gediehen ist. Die Frage beschäftigt uns im Fraktionsvorstand und in vielen weiteren Gesprächen. Es geht um Text, Wirkung und Begleitmusik einer möglichen Erklärung. Zwischendurch eile ich schnell ins Augustinerkloster, wo der neue Leiter des ZDF-Landesstudios Andreas Postel offiziell in Erfurt willkommen geheißen wird. Der Empfang findet dieses Mal im wohltemperierten Saal des Klosters statt, so dass kein Kuscheln im Chorgestühl notwendig ist. Herrn Postel wünsche ich für seine Arbeit alles Gute und hoffe, dass es auch zukünftig viele gute Nachrichten aus Thüringen im ZDF zu sehen geben wird.

Der Dienstagabend bringt ein bisschen willkommene Abwechslung. Mein Freund Rabbi Walter Homolka ist in der Stadt und diskutiert in der Kleinen Synagoge über Luther und die Juden. Viele beeindruckende Fakten werden vorgetragen und belegen nicht nur, dass es eine Kette von Missverständnissen über Luther und den „Judenhass“ gegeben hat. Walter erklärt auch, warum die Bezeichnung „Christlich-Jüdisches Abendland“ eine Beleidigung der Muslime und nach dem Holocaust eine unzulässige Vereinnahmung des Judentums ist. Ein schöner und sehr interessanter Abend.
Bilder von der Veranstaltung in der Bildergalerie.