Vom Eise befreit
Zum Samstag wollte ich eigentlich mal wieder gemütlich in die Stadt schlendern. Morgens erst gemütlich Frühstücken, ein Telefon-Interview zum drohenden Kommunismus erledigen und dann ab in die Stadt. Aber es kam anders. Nicht nur der Kommunismus fällt aus – wie ich auch WDR 5 noch einmal sagte – sondern auch der Spaziergang. Mein unter mir wohnender Mitbewohner klingelt und ich muss die Tür in Bademantel und Schlappen öffnen. Er stutzt wegen meines Outfits und sagt dann mitfühlend, dass es wohl gut sei, dass ich nur ein Radiointerview geben würde. Wir lachen beide aber dann teilt er mir den Grund seines Besuches mit: Sein Zimmer unter meiner Terrasse hat eine feuchte Decke.
Regelmäßige Tagebuchleser wissen sicher noch, wie langwierig das Fließenlegen auf meiner Terrasse war. Nun ist sie offensichtlich nicht ganz dicht, offensichtlich ein Dachschaden ;-). Das Programm für den Tag muss jedenfalls umgestellt werden, denn nun muss erstmal die Terrasse vom Eis befreit werden. Mit Gartenhacke, Küchenmesser und Wassereimer rücke ich dem Eis zu Leibe. Fast drei Stunden bin ich damit beschäftigt. Zwischendrin erreichen mich Nachrichten, dass in meinem Wahlkreis durch das Tauwetter die Keller voll laufen würden. Wie erkläre ich da glaubwürdig, dass ich wegen eines unter Wasser stehenden Daches nicht kommen kann? Schließlich muss ich Karola Stange bitten zu schauen, wo auch in Hochheim Hilfe notwendig ist.
Am Sonntag geht’s dann um 6 Uhr nach Berlin. Zuerst bin ich in Friedrichsfelde und nehme am Luxemburg-Liebknecht-Gedenken teil. Anschließend hat die RLS zu einer Zusammenkunft eingeladen, an der ich gern teilnehmen. Überall ist die Kommunismus-Debatte Thema. Ich verweise immer wieder darauf, dass wir die Toten des Hotel Lux und der Gulags nicht vergessen dürfen, weil wir sie sonst erneut schänden würden. Aber ich vertrete auch die Meinung, dass die Parteien mit dem C im Namen sich auch damit auseinandersetzen sollten, wie viel Unrecht im Namen des Christentums begangen wurde. Da geht es nicht um Aufrechnung oder gar Ablenkung, aber wer mit dieser selbstherrlichen Tonart unser Verbot fordert, sollte mal vor der eigenen Tür kehren. Also über Wege zum Kommunismus, zum Paradies oder in den Himmel kann und muss geredet werden, aber die Toten am Rande des Weges sollten nie vergessen werden.