Drei Promille

Der Mittwochvormittag ist erst einmal von diversen Arztbesuchen und einem Einkauf im Sanitätshaus geprägt. Damit Germanas Knie wieder gesund wird, muss eine entsprechende Schiene her und bis die gefunden ist, dauert es eben eine Weile. Da heute aber sowohl in den Arztpraxen und im Sanitätshaus alles sehr gut geklappt hat, will ich das auch mal hier erwähnen. Schließlich hatte ich meinen Ärger über die Notarztpraxis auch im Tagebuch öffentlich gemacht.

Die Zeit in den Wartezimmern nutze ich für das allerletzte Korrekturlesen einiger Texte, die nun endlich druckreif sind und verteilt werden können. Dann höre ich die Ergebnisse der Pressekonferenz von Bildungsminister Matschie und bin doch erstaunt, wie wenig Schulen als Gemeinschaftsschulen in das neue Schuljahr starten. Gerade mal sechs Schulen nehmen an dieser Mini-Pilotphase teil und von denen bieten wiederum drei schon seit Jahren gemeinsames Lernen an. Dazu gehört zum Beispiel die Jenaplanschule in Jena, die ich mir schon mehrmals angeschaut habe. Dort gibt es wirklich eine hervorragende Zusammenarbeit von Pädagogen und Eltern. Dass Kinder sich dort vom Kindergarten bis zum Abitur entwickeln können, liegt aber nicht am neuen Projekt Gemeinschaftsschule.

Bleiben also drei Schulen übrig, die sich wirklich neu mit dem Konzept der Gemeinschaftsschule befassen. Bei etwa 1000 Schulen, die es in Thüringen gibt, betrifft die Einführung der neuen Schulform demnach satte 3 Promille der Schülerinnen und Schüler. Für diese 3 Promille muss sich Christoph Matschie auch noch die Kritik des Koalitionspartners anhören, der unbedingt am eigenen Modell festhalten will. Da gilt weiter, was ich schon bei der verunglückten Wahl von Christine Lieberknecht zur Ministerpräsidentin gesagt habe: Hier stolpert zusammen, was nicht zusammen gehört.

Am Abend lese ich, dass einige Superreiche aus den USA sich entschlossen haben, einen Großteil ihrer Vermögen für gemeinnützige Zwecke zu spenden. Da denke ich, dass unsere Forderung, Reichtum gerechter zu verteilen, doch nicht ganz so utopisch sein kann. Die Frage ist nur, ob man so lange wartet, bis die, die viel haben von selber darauf kommen, etwas abzugeben, oder man es einfach rechtlich regelt. Der Sozialstaat braucht klare Umverteilungsregeln, damit die Schere zwischen arm und reich nicht weiter auseinandergeht. Dabei ist nicht der Reichtum das Problem sondern die Armut, die hierzulande immer mehr zum Massenphänomen wird.