Chronologieschummelei

Das Wichtigste an Chronologien sind bekanntlich die Daten. Ohne genaue Zuordnung der Ereignisse zu einem konkreten Zeitpunkt, wäre die Chronologie lediglich eine Aneinanderreihung von Punkten, die nicht besonders aussagekräftig ist. Als ich vergangenen Freitag die Vorwürfe, ich hätte persönlich nach einem SPD-Ministerpräsidenten für Thüringen gesucht und in den Sondierungsgesprächen eine Findungskommission vorgeschlagen, als unwahr zurückwies, war das für bestimmte Personen offensichtlich zu direkt formuliert. Um meine Klarstellung zu relativieren, wurde nach etwas gesucht, wo man sagen kann: Der Ramelow soll sich mal nicht so haben, der sagt doch selber nicht immer die Wahrheit. Besonders gründlich suchte Herr Paczulla von der OTZ (die Zeitung, die bis vor wenigen Wochen immer noch konsequent PDS anstatt DIE LINKE geschrieben hat, aber nicht an ihre Vergangenheit als „Volkswacht“ erinnert werden möchte) und er wurde fündig: Die Chronologie zum Scheitern der Sondierungsgespräche hier auf meiner Webseite sei falsch, denn demnach habe ich bereits am 3. September erklärt, auf das Amt des MP zu verzichten, dabei wüsste doch alle Welt, dass ich das erst am 17. September gesagt habe.

Gut, dass Dank dieses investigativen Meisterstücks die falsche Chronologie berichtigt wurde. Ich frage mich nur, wieso im Internet immer noch Meldungen der Nachrichtenagentur AP zu finden sind, die vom Morgen des 4. Septembers stammen und darüber berichten, dass ich bereit bin, auf den Ministerpräsidentenposten zu verzichten. Da müssen die sich ja auch irren – hoffentlich deckt Herr Paczulla das ebenso auf.

In dem Artikel vom 4. September werde nicht nur ich mit folgenden Worten zitiert: „Warum nicht eine Frau, warum nicht eine Dritte, warum nicht eine Überlegung, die auch außerhalb aller bisher denkbaren Varianten liegt.“ Es gibt auch ein Zitat von Christoph Matschie: „Personen sind in der Politik wichtig, aber die Koalitionen müssen genügend inhaltliche Übereinstimmungen haben.“ Das lass ich mal unkommentiert so stehen.

Noch ein Nachtrag zum Wochenende: Wir hatten für ein paar Tage unseren Garten an meine Schwester und meinen Schwager verborgt und damit sie ihren Aufenthalt auch effektiv nutzen können, hatte ich ihnen einige Ausflugstipps gegeben, speziell drei größere Sehenswürdigkeiten. Nun berichteten sie mir, dass alle drei Einrichtungen am Sonntag geschlossen haben. Da wird mir gleich viel klarer, was der Noch-Wirtschaftsminister mit Qualitätstourismus meint. Nur müsste eigentlich vor die Qualitätssteigerung erst einmal die Öffnung an sich gesetzt werden, denn wem hilft es, wenn sich die hohe Qualität über verschlossenen Türen versteckt.