Die ganz große Koalition

Im Thüringer Wahlkampf ist fast alles möglich, manches sogar überraschend für einen ehemaligen Bundeswahlkampfchef, wie mich. Als ich heute so durch Thüringen fahre, sehen ich zahlreiche Plakate für die Kommunalwahlen, die mich doch schon ein wenig überraschen. In Schwarza hängt ein Plakat der CDU auf dem steht „Offen und ehrlich – nur nicht mit LINKS“. Die Konsequenz heißt, die Umkehrung wäre also möglich – mit RECHTS? Wenn ich zwei Tage zurück an die Bundestagsdebatte zur Rehabilitierung der „NS-Kriegsverräter“ denke, halte ich das bei der Argumentation der CDU schon fast für möglich.
Meine Fahrt geht aber weiter und wenige Kilometer später stoße ich auf das Plakat, was auf dem Foto zu sehen ist. Eine ganz große Koalition setzt ich für einen Kandidaten ein. So findet ich die Logos von CDU, LINKE, SPD und FDP einträchtig nebeneinander. Gleich fällt mir wieder das „…nur nicht mit LINKS“, aus Schwarza ein. Was denn nun, meine Damen und Herren der CDU. Wollen sie nun mit den Roten oder wollen sie nicht. Es ist doch scheinheilig, im Land auf und ab zu erklären, wie böse doch die LINKEN sind, wenn es aber um Posten geht, mit ihnen schon mal unter der Decke zu kuscheln. Oder ist es nur ein Versehen und die Parteiführung noch nicht davon unterrichtet. Vielleicht auch mit Absicht nicht informiert. Denn was wird denn dann der zuständige CDU-Landtagsabgeordnete jetzt im Plenum noch so lautstark rufen können, wenn seine Basis etwas ganz normales demokratische macht. Sich eine Mehrheit sucht, mit der man gemeinsam Politik gestalten kann – über ideologische Scheuklappen hinweg. Es kann aber auch sein, dass die Landes-CDU schon hinter den Kulissen an einer großen Koalition von CDU und LINKEN arbeitet. Denn immerhin haben wir doch nach letzten Umfragen zusammen 60 Prozent der Wählerstimmen.