Wieso?

Heute vor 46 Jahren war die Hamburger Sturmflut und ich musste auf meinen Kindergeburtstag verzichten. Der Sturm in Osterholz-Scharmbeck war so schwer, dass alle zu Hause bleiben mussten. Unser Fahrradschuppen hinterm Haus flog weg und die Bäume brachen einfach um.

Heute komme ich wieder nicht in Ruhe zum Feiern, weil Nazis in Thüringen friedliche Demonstranten verprügelten. Nun tut das Innenministerium so, als wäre alles in Ordnung gewesen. Der Sprecher des Innenministers meint sogar in einer Pressemitteilung vom „unsinnigen Geschwätz“ des Herrn Ramelow sprechen zu müssen. Dabei wäre jetzt wahrscheinlich immer noch die Rede von fünf Leichtverletzten, die nach kurzem Aufenthalt mit den Bussen heimgefahren wären, wenn ich die Medien gestern nicht über die Schwere der Verletzungen der Betroffenen informiert hätte. Erst als Reaktion auf meine Äußerungen hat die Polizei gegenüber der Presse die schweren Körperverletzungen eingeräumt.

Auch auf die Gefahr hin, dass man sich im Innenministerium wieder über meine Nachfragen echauffiert, möchte ich trotzdem gern wissen: Wieso wussten die Beamten nichts von der Schwere der Verletzungen, als sie die Täter vor sich hatten und deren Personalien aufnahmen. Wieso hat man die Verbrecher einfach laufen lassen und schreibt am nächsten Tag die schwedischen Nazis zur Fahndung aus? Wieso kannte die Polizei nicht die Einschätzung der Notärzte? Es geht mir nicht darum jemanden im Ministerium zu ärgern, aber so etwas darf einfach nicht passieren. Als Demokraten sollten wir ein gemeinsames Interesse daran haben, dass gegenüber rechtsextremen Verbrechern keine Nachsicht gewährt wird.

Das ist die Begleitmusik an diesem Tag. Das wichtigste aber ist, dass die Opfer des Überfalls wieder gesund werden und zukünftig solche Vorfälle unmöglich gemacht werden.