Konjunkturkrise erreicht meine Kindheit

Heute Vormittag hatte ich ein Fachgespräch mit Vertretern der Thüringer Wohnungswirtschaft und wir sprachen über Wohnungsbestände, die Arbeit von Insolvenzverwaltern und kamen von da auch zum Thema Energiewende und Verwaltungsreform. Eine sehr gute Verständigung und eine interessante Ideenreihe, die wir da entwickelten. Dann ging es mit dem Zug von Erfurt nach Frankfurt am Main. Nun gibt es ja schon Gerüchte, dass sich anhand meines Tagebuches der komplette Fahrplan der Deutschen Bahn nachkonstruieren lassen würde, aber trotzdem will ich noch mal erwähnen: Auch diesmal hieß es wieder zunächst 10 Minuten Verspätung, dann 20 Minuten Verspätung und schließlich 30 Minuten Verspätung.

Im Zug lese ich von der Insolvenz des Modelleisenbahnherstellers Märklin und muss gleich an meine Kindheit denken. Das größte Ziel von meinen Geschwistern und mir war immer, unser Modelleisenbahnareal noch weiter auszubauen. Nun hoffe ich, dass der Insolvenzverwalter das Unternehmen retten kann und auch meine Nachfahren noch mit Märklin Eisenbahnen spielen können.

Wegen der Verspätung komme ich natürlich auch zu meinem Termin in Frankfurt zu spät. Die Kollegen von der Gewerkschaft zeigen Verständnis und wir führen ein sehr gutes Gespräch über die Konjunkturkrise und mögliche Reaktionen von Seiten der Arbeitsnehmer. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir gemeinsam gegen die Krise vorgehen können. Wieder am Bahnhof erreiche ich den Bahnsteig genau in dem Moment, da der Zug abfährt. Da die Tür, an der der Schaffner steht, noch offen ist, springe ich noch auf den langsam anrollenden Zug auf. Der Bahnmitarbeiter zeigt sich sehr verärgert und mein Argument, dass ich nur die Verspätung von der Hinfahrt aufholen will, überzeugt ihn nicht wirklich. Er erklärt mir die Sicherheitsrisiken dagegen ziemlich anschaulich und deswegen hier meine Aufforderung: Bitte nicht nachmachen! Wenn der Zug einmal rollt, dann rollen lassen.

Am späten Abend mache ich mich dann mit dem Auto auf den Weg nach Berlin, weil morgen wieder die Föderalismuskommission tagt und entschieden werden soll, ob es nun eine Schuldenbremse für die Länder geben wird oder nicht. Ich halte das Vorhaben immer noch für falsch, weil es uns in Krisenzeiten die Mittel für wichtige Investitionen nimmt.