König Fußball regiert die Welt?

Nach dem anstrengenden aber erfolgreichen Tag gestern, geht es heute bedeutend ruhiger zu. Bei der Presseschau am Morgen stelle ich fest, dass alle wichtigen regionalen und überregionalen Medien über das Urteil berichten. Ich bin sehr froh darüber, denn die Information, dass meine Beobachtung durch den Verfassungsschutz widerrechtlich ist, soll ruhig weit verbreitet werden.

Mittags fahre ich nach Jena, um mit Christopher (meinem Paten-Austauschschüler aus den USA, der über das Parlamentarische Patenschaftsprogramm in Jena ist) zum Fußball zu gehen. Das Thüringen-Derby zwischen Jena und Erfurt steht an und das ist eine schöne Gelegenheit dem Gast aus Amerika ein volles Stadion mit allen Emotionen zu präsentieren. Natürlich bin ich wegen der negativen Ausfälle einiger „Fans“ im Hinspiel auch gespannt, wie sich die Anhänger der beiden Mannschaften heute verhalten werden.

So sehe ich zu Spielbeginn eine wunderschöne Choreographie in der Jenaer Südkurve, die komplett in blau, gelb und weiß gehüllt ist. Wie mir Matthias vom Fanprojekt erzählt, arbeiten die Jugendlichen teilweise mehrere Monate an der Vorbereitung solcher Darstellungen – Respekt! Im Spiel wird dann sowohl von Jenaer als auch von Erfurter Seite kräftig gesungen und genau so soll es ja auch sein. Auf dem Platz passiert dagegen zunächst nur sehr wenig, viel Kleinklein und wenig Torchancen. Nach der Pause ist dann Erfurt die stärkere Mannschaft und macht auch das verdiente Tor. Die Jenaer Fans singen trotzdem munter weiter und die Stimmung ist gut. Getrübt wird sie dann doch noch, als in der 85. Minute einige wenige Idioten im Erfurter Block meinen unter einem Transparent bengalisches Feuer entzünden zu müssen und Knaller in Richtung Spielfeld werfen. Zum Glück reagieren alle Beteiligten sehr besonnen: Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel und schickt die Mannschaften kurz in die Kabinen; die Erfurter Spieler gehen zum Block und reden mit den Fans; die Polizei zeigt sich zwar, geht aber nicht gleich mitten in den Block rein; und die Jenaer Fans lassen sich nicht provozieren, sondern singen weiter. So ist die Situation nach wenigen Minuten geklärt und das Spiel kann fortgesetzt werden. Wie blöd ihr Handeln war, wird den Erfurter „Fans“ sicher spätestens klar, als Jena – durch die Unterbrechung wohl neu motiviert – in der neunzigsten Minute doch noch den Ausgleich schafft.

Insgesamt war es – trotz der kurzen Unterbrechung – das erhoffte Fußballfest, das auch im Umfeld ohne große Komplikationen vonstatten ging. Und da die Erfurter zwar besser Fußball spielten und die Jenaer aber die besseren Fans hatten, finde ich das Unentschieden völlig in Ordnung.

Der Tag endet chinesisch. Bei einer Faschingsfeier in Weimar erhält Peter Sodann einen Faschingsorden und ich bin dabei – als Chinese. Ein schöner Ausklang für diesen Tag.