Latte-trinkende Eltern?

Der gestrige Abend wurde dann noch ganz schön lang. Das „Bischofsdinner“ war wirklich sehr gut gelungen und entsprechend viele interessante Gespräche konnte ich noch führen. Matthias Platzecks Vortrag zum demographischen Wandel war ein spannender und wichtiger Beitrag über die Probleme, vor denen wir, gerade in den dünn besiedelten Gebieten auf  dem flachen Land, stehen. Das betrifft Regionen in Brandenburg und Thüringen genauso wie in Friesland oder im Bayrischen Wald. Über die Parteigrenzen hinweg sind wir aufgefordert, Antworten zu finden, wie diese Gebiete besiedelt bleiben können. Durch die Diskussion fühlte ich mich gestärkt in der Idee, dass diese Probleme jetzt angegangen werden müssen – auch wenn die Ergebnisse solcher Politik wohl erst in 20 – 30 Jahren sichtbar werden.

Die entspannte Atmosphäre, in der wir da zusammen saßen, ist leider auch nicht mehr alltäglich. Umso schöner, dass es mal keine komischen Blicke gibt, wenn ich meine Abgeordnetenkollegin Kerstin Griese, die religionspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, mit einer Umarmung begrüße. Sonst muss man ja schon fast Angst haben, mit Sozialdemokraten gesehen zu werden. Gestern Abend aber standen mal nicht irgendwelche politischen Farbenspiele sondern Probleme und Lösungen im Mittelpunkt.

Heute morgen war ich dann zur TAZ eingeladen. Zum ersten Mal durfte ich an einer kompletten Redaktionssitzung (Blattkritik) teilnehmen. So fuhr ich voller Stolz in die Rudi-Dutschke-Straße, denn diese Einladung war wirklich eine Ehre für mich. Dafür bin ich auch gern ein bisschen früher aufgestanden, um die TAZ noch ausführlicher und gründlicher als sonst zu lesen. Auf der Titelseite war eine fröhliche Gesine Schwan zu sehen, über ihr die Zeile „Schwan macht’s mit links“. Im Innenteil dann ein Bild von ihr und Lothar Bisky – so herrlich, man könnte den beiden geschätzte siebzig Ehejahre andichten.

Weiteres Thema der Sitzung sind die Überschriften und Bilder im Innenteil: Mäzenforscher, Latte-trinkende Eltern, Sex und Sägen. Ich mache einige kritische Bemerkungen zu einer seltsam glotzenden Kuh. Wirklich nicht so gelungen, in einer insgesamt guten Ausgabe, finde ich einen Artikel über die „Junge Freiheit“, der zu harmlos ist.

Den Rest des Tages verbringe ich im Bundestag. Zunächst müssen im Büro einige Termine vorbereitet werden: Nächste Woche bin ich zu einem Konvent von PfarrerInnen eingeladen, am Freitag darf ich einige Worte zur Morgenandacht im Andachtsraum des Reichstagsgebäudes sprechen. Dafür will ich mir noch einige Zitate aussuchen. Danach geht’s zur Fraktionssitzung, der ersten nach dem Parteitag. Und am Abend schließlich einige ruhige Stunden mit meiner Frau, Kraft sammeln für die nächsten Tage, die wieder mit reichlich Terminen vollgestopft sind.