Religion muss Teil der Lösung sein!

Der dritte Kirchentagstag beginnt für mich mit ganz neuen Ansichten. Da ich gleich mit dem Team der RLS zum Kirchentagsgelände fahre, bin ich schon eine Stunde bevor die Türen für die Besucher geöffnet werden auf dem Markt der Möglichkeiten. Im Gewusel bereiten sich ganz viele Standbesatzungen auf den neuerlichen Menschenandrang vor.  Während ich das Treiben beobachte, kommen einige Kolleginnen und Kollegen von Nachbarständen auf mich zu, die offensichtlich auch aus Thüringen kommen. Vertreterinnen einer Krebs-Selbsthilfegruppe, der Verband der Organspender, die Nierentransplantierten – alle bitten mich für Fotos und Gespräche an ihren Stand. Ein schöner Start in den Tag :-). Im Tagesverlauf statte ich dann dem Stand der SPD einen Besuch ab, denn Kerstin Griese, die religionspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, und Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter sind da. Da ich mit beiden seit vielen Jahren an verschiedenen Stellen gut zusammengearbeitet habe, freue ich mich sie nun hier in Dresden zu treffen. Nachdem ich schon eine Weile da sitze, kommt auch noch der kurzzeitige bayrische Ministerpräsident Günter Beckstein hinzu. Wir sind uns einig, dass wir beide – er als Protestant in der CSU und ich als Christ in der LINKEN – wissen was es bedeutet Teil einer Minderheit zu sein.

Am Nachmittag folgt dann für mich der Höhepunkt des Kirchentages: Ich darf mit Rabbiner Walter Homolka, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek, mit Alt-Pröpstin Elfriede Begrich und Parteivorstandsmitglied Christine Buchholz über das Thema „Integrationsdebatten in Deutschland – Religion als Teil der Lösung!“ diskutieren. Die Runde übertrifft eigentlich noch meine hohen Erwartungen, denn alle haben viel Richtiges und Wichtiges zum Thema gesagt. Es lässt sich eigentlich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Im Kern geht es aber darum, dass religiöse Bindungen für viele Menschen in diesem Land eine Rolle spielen. Mit diesem gesellschaftlichen Fakt muss man umgehen und wir möchten, dass keine Glaube oder Nicht-Glauben staatlich besser oder schlechter gestellt wird. Es geht um Gleichberechtigung.

Und natürlich kann Religion Teil der Lösung sein – die Basis dafür ist gegenseitige Toleranz und ein freundschaftlicher Umgang miteinander. Und dass das möglich ist, haben alle Repräsentanten auf dem Podium bewiesen. Aiman Mazyek brachte das schöne Beispiel von einem muslimischen Schüler, der gern in der Schule einen Ort für sein Gebet hätte. Anstatt reflexhaft über die „gefährliche“ Ausbreitung des Islams zu diskutieren, könnte man doch einfach einen Andachtsraum einrichten, wo Jede und Jeder hingehen kann, wenn er oder sie kurz innehalten möchte, beten will oder einfach mal die Tür hinter sich zumachen möchte. Es wäre eine Bereicherung für alle.

Die gesamte Diskussion ist auf Video aufgezeichnet und kann angeschaut werden. Ich möchte sie sehr empfehlen, weil ich denke, dass sie für dieses Thema auch wichtige Impulse für unsere Programmdebatte geliefert hat.