Erinnerungen

Erster Termin heute im Kalender ist die Sitzung der Landtagsfraktion. Wir müssen über die zukünftige Ressourcenverteilung reden und da ist der Knackpunkt, dass wir Mittel einsparen müssen. Entsprechend ist die Diskussion auch kontrovers, denn jeder Arbeitsbereich ist wichtig und keiner soll zu kurz kommen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir einen guten Kompromiss finden, der den Ansprüchen unserer gemeinsamen Arbeit gerecht wird.

Von der Fraktionssitzung gehen wir zum Festakt des Landtags, der aus Anlass des 16. Geburtstags der Thüringischen Landesverfassung ausgerichtet wird, wo zugleich aber auch an die Friedliche Revolution vor 20 Jahren und die Konstituierung des ersten Thüringer Landtags vor 19 Jahren erinnert wird. Gastredner ist – zu meiner großen Freude – der mittlerweile pensionierte Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche, Christian Führer. Ich hatte das große Glück ihn vor zwei Jahren beim Kirchentag in Köln im Rahmen einer gemeinsamen Podiumsdiskussion persönlich kennen zu lernen. Es ist auch heute wieder beeindruckend, wie er es in seiner Rede schafft, überparteilich zu erinnern, zu mahnen und gleichzeitig Zuversicht auszustrahlen. Er spricht davon, dass er vor der Wende die Türen seiner Kirche öffnete, um den Menschen, die völlig zu Recht Meinungsfreiheit einforderten, eine Anlaufstelle zu geben. Er musste aber auch nach der Wende Anlaufstelle sein, als Menschen wegen ihrer Arbeitslosigkeit um Rat fragten. Wirklich eine gute Rede.

Ebenfalls sehr gefreut hat mich, dass die Verantwortlichen von „Jugend debattiert“ eine Diskussion zu der Frage organisiert haben, ob statt des 3. zukünftig der 9. Oktober zum Nationalfeiertag gemacht werden sollte, weil an diesem Montag im Jahr 1989 mehr als 70 000 Menschen in Leipzig mit ihrer friedlichen Demonstration die Wende einleiteten. Das ist eine spannende Frage und spannend fand ich auch, die Studentin Helena Fetter wieder zu treffen, mit der ich ebenfalls bei „Jugend debattiert“ schon vor der Landtagswahl diskutiert haben. Damals erzählte mir sie, dass sie im Herbst zum Studium nach Marburg geht, woraufhin ich ihr sagen konnte, dass mein Sohn auch dort studiert. Nun kam sie zu mir und meinte, dass sie jetzt mehrere Seminare mit meinem Sohn gemeinsam besucht. Was für Zufälle es gibt und das, wo Marburg nicht gerade eine kleine Uni ist.