Urlaubslektüre nah an der Wirklichkeit

Die Lektüre meiner letzten Urlaubstage war “Tod eines Anlegers”, ein Thriller von Peter Eiba und Thomas Pregel. Dieses Buch wurde mir mal in den Bundestag zugeschickt und ich dachte, dass es eine seltsame Webung sei. Das Cover gefiel mir nicht, irgendwie zu martialisch. Es erinnerte mich eher an Erweckungsliteratur, an schlechte Science Fiction oder Fantasy, also eher geeignet für den Rundordner. Da bekomme ich zuviel Seltsames ins Bundestagsbüro geschickt: Heilsprediger oder Welterretter, Atomlobby oder neoliberale Heilsversprechen. Eben Lobbykram, der bei mir keinen guten Eindruck hinterlässt.

Warum dieses Buch bei mir auf dem Stapel liegen blieb, weiß ich nicht. Ich glaube es war der seriöse Begleitbrief, der mich neugierig gemacht hat. Nach 488 Seiten weiß ich, dass es ein Glücksgriff war. „Ein atemberaubender, authentischer, hintergründiger und dabei unglaublich spannender Thriller aus der Welt der Immobilienfonds“, so die Selbstbeschreibung! Aber ich war überrascht, wirklich ein gut recherchiertes Buch. Wohl von einem selbst Betroffenen geschrieben und zugleich trefflich formuliert. Alles, was man über die Abzocker in der grauen Finanzwirtschaft kennen sollte, in einem Krimi verpackt. Im Buch stoße ich auch auf die Tochter eines Erfurter Kollegen. Sie hat die Scham, von dubiosen Außendienstmitarbeitern der Bausparkasse Badenia reingelegt worden zu sein, nicht verkraftet und sich das Leben genommen. Gegenwehr gegen diese Machenschaften wäre der richtige Weg gewesen, aber ihr fehlte die nötige Kraft dazu. Ihr Vater hat diese Aufgabe übernommen und kämpft seitdem gegen diese Gauner und Verschleierer.

Wenn man diesen Krimi liest, versteht man die Methoden und versteht, warum auch oder gerade im Osten so viele leere Einkaufszentren stehen. Da kann man nachvollziehen, wie Mieter und Anleger reingelegt werden. Es zeigt mir deutlich, dass dem grauen Kapitalmarkt und den Hedgefonds der Raum zum Handeln entzogen werden muss. Solide Vermögens- und Bankarbeit hat mit soetwas genau so viel gemein wie Edelstahl und Diebstahl. Da wird aber auch deutlich, warum wir in Deutschland eine Renaissance von gut funktionierenden Regionalbanken und vor allem Sparkassen bräuchten, die sich um Regionalentwicklungen verdient machen, statt dem falschen Glanz von seltsamen Fondsverwaltern zu erliegen. Wir brauchen regionale Partner für eine gute und solide Regionalentwicklung. Leere Möbelhäuser auch in Thüringen und geprellte Anleger lassen unangenehm grüßen! Ich bin froh, dieses Buch nicht beiseite gelegt zu haben. (www.tod-eines-anlegers.de)

Nun heißt es Koffer packen und Nachrichten prüfen – Streik ab Montag bei Lufthansa. Da wir mit Condor fliegen, könnte nur das Catering betroffen sein, aber die Unsicherheit bleibt. Solidarität für den Arbeitskampf ist selbstverständlich, aber etwas eigennützig fragen wir uns schon, ob wir es ohne Probleme bis Frankfurt schaffen. Naja, ich habe ja mein letztes Buch am Wickel: Tom Segev “Es war einmal ein Palästina”, 669 Seiten über Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. Eine Lektüre im Nachgang zum Israel-Besuch. Die ersten 200 Seiten sind schon faszinierend.