Mit Geschichte wird in Südafrika anders umgegangen

Die Südafrikareise geht zu Ende, die letzten beiden Tage sind noch einmal voll mit Terminen. Gestern Abend durfte ich gemeinsam mit Denis Goldberg im Goethe Institut Johannesburg über Fremdenfeindlichkeit und Rechtsterrorismus in Deutschland sprechen. Eine große Ehre für mich, mit diesem weisen Mann auf dem Podium zu sitzen, auch wenn das Thema, das uns zusammenbringt, kein schönes ist.

Vor der Veranstaltung waren wir am Hector Pieterson Mahnmal in Soweto. Hier ist von einem Jugendlichen Geschichte geschrieben worden. Das damalige Apartheid-Regime hat ihn und rund 600 weitere Schüler erschießen lassen, weil sie sich geweigert haben Afrikaans als neue „Muttersprache“ zwangsweise zu lernen. Auch dieses Mahnmal erinnert an das Geschehene und zeigt zugleich – wie auch das Voortrecker Memorial und das Denkmal für die getöteten Polizisten – dass hier mit Geschichte anders umgegangen wird.

Es wird kein Siegerkult zelebriert, sondern allen Toten gedacht. Es scheint egal zu sein, ob es Schüler oder Polizisten sind, ob sie Schuld auf sich geladen haben, ob sie den Apartheidstaat verteidigt haben oder gegen den Rassismus gekämpft haben. Alle Ermordeten sind Opfer eines verbrecherischen Systems – das aber alle gemeinsam überwunden haben. Der Sieg der Vernunft und die Ergebnisse der Verhandlungen überstrahlen den Hass.

Auch das Mandela-Haus haben wir besucht. Ringsherum stehen schon unglaublich viele Kameras und Journalisten. Die Weltpresse bereitet sich auf den Tod von Nelson Mandela vor. Traurig aber wahr. Radio Canada interviewt mich und fragt was ich mit Nelson Mandela verbinden würde. Ein großer Mann, der mutig gegen die Apartheid gekämpft hat und der in seiner 27-jährigen Haft auf Robben Island immer unbeugsam gegen Rassismus gestanden hat. Und letztlich, das ist vielleicht das wichtigste, hat er gemeinsam mit Bischof Desmond Tutu und anderen für die Überwindung von Hass gestanden hat.

Spannend ist, dass in dieser Strasse in Soweto gleich zwei Nobelpreisträger gelebt, gewirkt und gewohnt haben: Mandela und Tutu. Dieses Township hat wohl die größte Nobelpreisdichte der Welt. 😉