In der Gedenkstätte des Widerstands gegen die Apartheid

Heute haben wir die Liliesleaf-Farm besucht, wo 1963 die Führung des ANC, die gegen den rassistischen Apartheidsstaat gekämpft hat, verhaftet wurde. Denis Goldberg kam von hier aus für über 20 Jahre ins Gefängnis. Heute ist er unser Zeitzeuge, der uns Gästen aus Deutschland aber auch Vertretern aus Mosambik, Simbabwe, Mauritius und natürlich Südafrika berichtet, was hier passiert ist. Er erklärt auch, warum er damals bewaffnete Aktionen gegen das Apartheid-Regime für richtig hielt: Weil der Staat selbst Terror gegen die Menschen ausgeübt hat.

Inzwischen wurde hier auf der Farm eine Gedenkstätte eingerichtet, in der man interaktiv nachfühlen kann, was vor 50 Jahren passiert ist. Auch der Prozess, die Haft und schließlich das Ende des Regimes sind hier nachzuvollziehen. Beeindrucken ist die Haltung, mit der die Widerstandskämpfer das Gefängnis verlassen haben: Sie wollten kein Land der Sieger und Verlierer. Sie haben die Einladung ausgesprochen, Südafrika zu einem Land zu machen, in dem sich Menschen mit allen möglichen Hautfarben wohlfühlen können. Das war ihre Zukunftsvision. An einer Stelle auf der Liliesleaf-Farm steht ein Truck (auf dem Foto im Hintergrund), mit dem in den Achtzigern Touristen durch das Land gefahren wurden. Darin wurden Waffen versteckt, mit denen die Mitstreiter versorgt wurden. Eine kleine Gruppe von Menschen hat damit dem überbewaffneten, militarisierten Staat widerstanden, bis das Regime zusammenbrach.

Als wir über die Form der Aufarbeitung und die Rolle der Gedenkstätte sprechen, berichte ich aus Thüringen. Wie wir in Erfurt mit „Topf und Söhne“ umgehen und was in Buchenwald für die Erinnerungskultur getan wird. Auch in Südafrika ist absehbar, dass die Zeitzeugen immer weniger werden und dann muss die Erinnerung in anderer Art und Weise bewahrt werden.

Beeindruckend finde ich auch die Fröhlichkeit, die Denis Goldberg ausstrahlt. Es ist schwer nachvollziehbar, wie er sich diese Einstellung trotz 23 Jahren Haft erhalten konnte. Für ihn ist wichtig, dass es an die jungen Menschen weitergegeben wird: Es geht nicht um Rache sondern um ein geschwisterliches Zusammenleben in der Welt.