Ankunft im winterlichen Südafrika
Als ich Donnerstagnachmittag in Erfurt losgefahren bin, waren es noch über 30 Grad und es braute sich gerade ein Gewitter zusammen. In Frankfurt am Flughafen war dann das Unwetter in vollem Gang, so dass wir über anderthalb Stunden im A380 auf dem Rollfeld standen, bis sich das Wetter so weit beruhigt hatte, dass wir starten konnten. Und als ich am Freitagmorgen in Johannesburg ankam, war gleich klar, dass ich falsch angezogen bin. Hier ist Winter und ich erlebe den kürzesten Tag des Jahres.
Es geht schnell in die Unterkunft, ein kleines, familiär geführtes Gästehaus in der Nähe des Büros der Rosa Luxemburg Stiftung. Nach einer kurzen Pause folgt direkt der erste große Termin der Reise: Die Feierlichkeiten zum zehnten Geburtstag des RLS-Büros. Es war unser erstes Auslandsbüro überhaupt und nach zehn Jahren hat es sich ganz schön gemausert. Von hieraus kooperiert die Stiftung mit einer ganzen Reihe von Partnern in mehreren Staaten der Region. Zum Geburtstag darf ich das Grußwort für den Stiftungsvorstand halten und übermittele die Grüße der Vorsitzenden Dagmar Enkelmann und vom geschäftsführenden Vorstand Florian Weiss.
Der Ehrengast der Feier ist ein großer alter Mann: Denis Goldberg. Ein Mitkämpfer von Nelson Mandela, mit dem er auch das Schicksal von 20 Jahren Haft teilte. Seine Rede war tief beeindruckend: Als Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist ihm gesagt wurden, dass wir jetzt frei seien. Aber er antwortete: Nein, wir sind jetzt frei, um uns zu befreien. Darauf kommt es an, dass wir lernen frei zu sein.
An den Festakt schloss sich eine spannende Debatte an, in der vom dogmatischen marxistischen Denkansatz bis zum flammenden Plädoyer für eine Idee von Emanzipation und Partizipation, die auf afrikanischen Wurzeln fußt, vieles angesprochen wird. Dabei ging es nicht um eine Absage an eine sozialistische Vision, aber statt von Arbeiterbewegungen zu träumen, die es mangels Arbeit nicht gibt, dann soll doch intensiver nach Wegen gesucht werden, die Menschen zum gemeinsamen Handeln zu befähigen. Eine lebhafte Debatte über die Zukunftsfragen in der Region – sehr passend zum Geburtstags unseres Büros.