Vier Wunder

Es gibt sehr viele schöne Termine, die man als Ministerpräsident wahrnehmen kann. Eine Reise zu Partnern nach Tatarstan zum Beispiel, eine Begegnung mit dem Papst, eine Pressekonferenz zum erfolgreichen Abschluss der Bahn-Schlichtung oder eine Eintragung ins Goldene Buch der eigenen Geburtsstadt. Eine wunderbare Erfahrung, die ich wohl kein zweites Mal machen werde, war gestern die Teilnahme an der Taufe von Vierlingen in Jena. Und ich durfte nicht nur teilnehmen, sondern mir war die Ehre angetragen worden, einer der Taufpaten zu sein. Das besondere an dem Quartett ist nicht nur, dass sie als Vierlinge auf die Welt gekommen sind. Damit sie gesund und munter auf die Welt kommen konnten, sind ihre Eltern aus Albanien geflüchtet. Die medizinische Versorgung in ihrem Heimatland war für so eine Situation schlicht nicht ausreichend.

Nun ist die Gesetzeslage so, dass die junge Familie von der Abschiebung bedroht ist. Ich halte das für großen Mist. Es gibt einen Freundeskreis in Jena, der sich um die Familie kümmert, mit ihnen deutsch übt, gemeinsam einkauft und bei allem Notwendigen unterstützt. Die Kinder sind hier geboren und wachsen gerade hier auf. Deshalb werde ich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten alles dafür tun, damit die vier kleinen Wunder gemeinsam mit ihren Eltern in Thüringen bleiben können. Wunder gibt man schließlich nicht einfach so aus der Hand.

Zu meinem Wochenendprogramm gehörte am Samstag auch die Eröffnung der Landesausstellung „Die Ernestiner – Eine Dynastie prägt Europa“ in Weimar und Gotha. Im Vorfeld der Eröffnung haben die Klassik Stiftung Weimar und die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha hervorragende Arbeit geleistet und wieder einmal bewiesen, welch hohes maß an Qualität die hier ansässigen Kulturinstitutionen abliefern. In der Ausstellung bzw. den Ausstellungen können die Besucher nacherleben, wie sich über Jahrhunderte Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft im heutigen Thüringen entwickelt haben. Einen Besuch kann ich nur wärmstens empfehlen.

Dann war ich am Samstagvormittag noch in Halle zur Verleihung des mitteldeutschen Inklusionspreises. Es war ein Grund zur Freude, dass ich zum ersten Mal bei der Verleihung dieses Preises dabei sein durfte. Und dass ich dort Sebastian Krumbiegel, Frontmann der Prinzen, wiedersehen durfte, nachdem ich ihn gerade erst in Suhl zum Konzert getroffen hatte, fand ich auch toll. Weniger erfreulich war meine Begegnung mit einer Handvoll Aktivisten, die meinten, ein Plakat „Straight to hell“ neben mir entrollen zu müssen, während ich mich gerade ins Gästebuch des Vereins „Mit Handicap leben“ eintragen durfte. Es war mir gleich klar, um was es geht und fand es völlig unpassend, das im Rahmen dieser Veranstaltung zu machen, bei der es um die Rechte behinderter Menschen geht. Als ich den jungen Menschen das – zugegeben mit deutlichen Worten – klar machen wollte, haben sie angefangen, mich per Handykamera aufzunehmen. Da habe ich entschieden, diese Aktion für mich zu beenden, um mich auf das zu konzentrieren, wofür ich da war: Erfolgreiche Inklusionsprojekte auszeichnen.

Hinterher hat mich die Geschichte doch noch ein bisschen aufgewühlt, weil dieses Video im Netz war, aber alles drumherum nicht bekannt war. Deswegen möchte ich einfach Danke sagen, an diejenigen, die sich heute hinter bzw. vor mich gestellt haben: Susanne Hennig-Wellsow und Katja Kipping, die deutlich ihre Solidarität erklärt haben. Und auch Sebastian Krumbiegel, der mit dem MDR darüber gesprochen hat, wie sich die Sache zugetragen hat. Danke!