Hinter den sieben Bergen
Den dienstäglichen Sitzungsozialismus konnte ich gestern noch mit einem Besuch im Zwergenland auflockern. Schließlich ist Gräfenroda der Ursprungsort und die Heimat der Gartenzwerge, wie mir der Bürgermeister Frank Fiebig berichtet. Anlass für meinen Besuch waren aber nicht die Zwerge, sondern ein Arbeitstreffen mit den drei LINKEN-Bürgermeistern aus der Region (Frankenhain, Liebenstein und Gräfenroda).
Es ging dabei um Sorgen des dortigen Abwasserzweckverbandes, den unser Bürgermeister aus Frankenhain leitet. Er macht das ehrenamtlich, neben der normalen Arbeit – Hochachtung dafür! – und muss dabei noch auf die Verwaltungen Rücksicht nehmen. Termine zu Besprechungen können nur in den Dienstzeiten der Behörde gemacht werden. Für einen ehrenamtlichen Bürgermeister bedeutet dass, er muss entweder einen Gemeindearbeiter beauftragen oder selber einen Tag Urlaub nehmen.
Eine andere Sache wäre es, wenn er als Selbstständiger tätig wäre. Dann könnte er sich vielleicht die Zeit freier einteilen, aber es könnte ihm auch irgendwann so gehen wie dem Landrat Hartmut Holzhey in Saalfeld. Ihm soll verboten werden, dass er seine Firma weiterführen darf, solange er Wahlbeamter ist. Also einerseits auf strikte Ehrenamtlichkeit in der kommunalen Familie drängen und anderseits keine Selbstständigen als Kandidaten haben wollen? Das wird wohl noch ganz andere Probleme nach sich ziehen, wenn die Abwanderung aus Thüringen so weiter geht.
Wer soll sich dann für das Gemeinwohl engagieren? Die Zwerge werden da nicht helfen. Und über solche Fragen haben wir da neben dem Zwergen-Museum debattiert. Über eine freiwillige Gemeindeneugliederung und darüber ob am Ende zum Beispiel Arnstadt und Ilmenau sich Stück für Stück die Umlandkommunen einverleiben oder ob die Gemeinden ein Gegenkonzept entwickeln. Das ist kein Zwergenaufstand, aber der Anspruch an eine starke Landgemeinde Geratal kann ja selbstbewusste formuliert werden.