Ich krieg’ die Krise
Die Krise gibt es inzwischen in jedem gut sortierten Zeitschriftenhandel, ich bekomme sie meistens in Form des Pressespiegels ausgehändigt oder erlebe sie live, wenn bei Pressekonferenzen drei Zeitungen von einem einzigen Journalisten vertreten werden. Die Presse ist in Not, die Thüringer Zeitungen machen da keine Ausnahme. Auch bei der LiMA regional am Samstag hat uns das Thema beschäftigt, unser Gastredner Sergej Lochthofen hat eine sehr gute Analyse dazu geliefert.
Lochthofens Fazit war, dass es keine Krise der Zeitungen sondern eine Krise der Verleger gibt. Problematisch wird es, wenn die Verleger sinkende Werbeeinnahmen auszugleichen versuchen, indem Redaktionen zusammengelegt und Recherchezeiten gekürzt werden. Dann verliert die Zeitung inhaltlich an Wert und automatisch auch ihre Leser. Wir wissen schließlich, warum wir eine Zeitung kaufen und warum nicht. Ein Bespiel im Vortrag von Sergej Lochthofen gab mir besonders zu denken: Noch vor wenigen Jahren wäre die Aufdeckung des Nazis Trinkaus als V-Mann sehr wahrscheinlich nicht über den MDR gelaufen, sondern über eine große Thüringer Tageszeitung.
Womit wir als politisch Aktive umgehen müssen – und warum wir ja auch die LiMA organisieren – ist, dass viele Informationen nicht mehr über die klassischen Medien transportiert werden. Deshalb haben wir es selbst in die Hand genommen, eine umfassende Chronologie zum neuesten V-Mann-Skandal zusammenzustellen. Darin lässt sich auch nachlesen, dass der damalige Innenminister Gasser vom Chef des Landesverfassungsschutzes am 22.01.2007 über die bevorstehende Anwerbung von Trinkaus informiert wurde. Der zuständige Abteilungsleiter für Fach- und Dienstaufsicht, Herr Rieder, war auch anwesend. Ab diesem Zeitpunkt sind sie als Mitwisser verantwortlich.