Zurück von der Spurensuche

Das Wochenende in Warschau ist vorüber, es war in doppelter Hinsicht eine Spurensuche. Einerseits war es für uns als Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung wichtig, zum Weltfriedenstag an den authentischen Erinnerungsorten des Warschauer Ghettos zu sein. Andererseits hat Rosa Luxemburg ihre Kindheit und Jugend in Polen verbracht.

Am Samstag hatten wir ein gemeinsames Abendessen mit vielen spannenden Persönlichkeiten. Unter ihnen waren Überlebende des Warschauer Aufstandes, Vertreter der Polnischen Sozialistischen Partei, ein Professor vom Jüdischen Historischen Institut und Polen-Experten aus der Stiftung. Unser Restaurant befand sich inmitten des früheren Ghettos und wir konnten sehen, mit wie viel Leidenschaft vieles wieder aufgebaut wurde, was die Nazis zerstört hatten. Das jüdische Leben wiederzubringen, ist allerdings um ein vielfaches schwerer. Wir müssen als Stiftung schauen, wo wir Unterstützung geben können.

Unterstützung braucht auch die Erinnerung an Rosa Luxemburgs Jugendzeit in Polen. Dahinter steht die Herausforderung, dass Rosa mit ihrer Idee des internationalen Sozialismus in Polen nicht nur in guter Erinnerung geblieben ist. Das Nationalgefühl unserer östlichen Nachbarn ist aus der häufigen Bedrohung des Landes über die Jahrhunderte hinweg gewachsen. Deshalb spielt Unabhängigkeit hier eine große Rolle, Internationalismus, wie ihn Rosa im Sinn hatte, wurde eher skeptisch betrachtet.

Nun droht das Geburtshaus von Rosa Luxemburg in Zamosc zu verfallen, an eine Restaurierung oder gar ein Museum ist im Moment gar nicht zu denken. Wir wollen prüfen, ob wir hier Hilfe anbieten können. Zuversichtlich stimmt mich, dass die deutsche Partnerstadt von Zamosc Weimar ist. Also kontaktiere ich gleich unseren Weimarer Abgeordneten Dirk Möller, damit er in der Stadt die Unterstützungsmöglichkeiten durchcheckt. Und auch Hans Hoffmeister, der Chefredakteur der in Weimar erscheinenden TLZ, bekommt eine Anfrage von mir. Er ist polnischer Honorarkonsul, vielleicht kann er uns weitere Ansprechpartner vermitteln. Da muss sich doch etwas machen lassen.