Sommer ’21: Kraft tanken, Akkus laden
Der Sommer 2021 war für mich eine besondere Zeit. Er bot mir – das erste Mal seit drei Jahren – endlich einmal wieder die Möglichkeit, ganz privat einen Urlaub zu genießen.
Hinter mir und hinter uns allen liegen kräftezehrende 18 Corona-Monate. Sie waren geprägt von vielen Unwägbarkeiten, die alle Menschen in diesem Land nicht nur körperlich, sondern natürlich auch mental immens belastet und strapaziert haben. Wenn ich allerdings den Bogen etwas weiter spanne, komme ich zu dem Ergebnis, dass wir uns recht eigentlich schon seit dem Sommer 2019 in einer Art Ausnahmesituation befinden.
Einem aufregenden und anstrengenden Wahlkampf folgte ein schwieriges Landtagswahlergebnis am 27.10.2019 und sich anschließende Verhandlungsrunden, um auch ohne eindeutige Mehrheiten den Bürgern ein faires und zukunftsorientiertes Regierungsangebot machen zu können. Diese Bemühungen, die R2G mit ganzer Kraft vorangetrieben hat, scheiterten schließlich am 05. Februar 2020 – dem Tag, an dem Thomas Kemmerich mit Stimmen von CDU und AfD zum Kurzzeit-Ministerpräsidenten gewählt wurde. Meine Wiederwahl am 04.03.2020 mündete schließlich nicht nur in einen Stabilitätsmechanismus mit der CDU, sondern auch direkt in die COVID19-Pandemie ein, die bis heute – in unterschiedlichem Maße – unseren Alltag auch weiterhin auf die eine oder andere Weise beeinflusst.
Umso schöner und heilsamer war es da, dass ich wirklich ganze 14 Tage lang gemeinsam mit meiner Frau und unserem Hund Attila durch die italienischen und österreichischen Alpen wandern konnte. Hier stellen sich dann tatsächlich andere Fragen als diejenigen, mit denen man sonst im Alltag konfrontiert ist. Trage ich die richtigen Wanderschuhe? Wie komme ich trittfest über schmale und regennasse Pfade? Und vor allem eine der größten Anstrengungen: Wie bekomme ich Atilla dazu, über die Gitterroste einer Hängebrücke zu spazieren? (Lösung: Gar nicht. Ich musste unseren kleinsten Mitwanderer ohne mich selbst festzuhalten über die schwankende Brücke tragen. Eine Erfahrung, die doch für etwas Kniezittern bei allen Beteiligten sorgte.)
Jeder einzelne Tag war Erholung pur. Dieses erhabene Gefühl, mit der Seilbahn auf über 2000 Meter zu fahren und unter, vor und hinter sich die wunderschöne, ebenso massive wie unerschütterlich in der Natur verankerte Alpenlandschaft zu bestaunen, ruft mir unsere eigene Begrenztheit als Menschen immer wieder auf’s Neue ins Gedächtnis. Gleichzeitig lässt man mit jedem Höhenmeter – zumindest für kurze Zeit – einige der täglich einströmenden Probleme im Tal und begibt sich ganz in den Bann der imposanten Bergwelt. Und wer bei seinen Wanderungen dann auch noch auf die ein oder andere Kuh- oder gar Al-Paca-Herde trifft und entspannte Gespräche mit Wanderern führen kann, weiß, dass er wirklich endlich im Urlaub angekommen ist.
Allerdings – und auch das ist eine nicht kleine Lernerfahrung – stellt man ebenfalls fest, dass COVID19 selbst auf den entlegensten Almen seine Spuren hinterlassen hat. Egal, wo wir rasteten – überall wird mit großer Selbstverständlichkeit und einer unverbrüchlichen Gelassenheit 3G abgefragt und man kann problemlos mit einem QR-Code-Scanner und seiner App den Impfstatus nachweisen – Zeitaufwand: eine Minute. Wie hier alles ineinandergriff – die umsichtige und unaufdringliche Kontrolle der Gastronomen sowie die Kooperationsbereitschaft und Entspanntheit der Gäste– lässt mich weiter optimistisch sein. Wir haben uns unseren Alltag von COVID19 zurückerobert.
Freilich ist jeder Urlaub auch wieder zu Ende. Seit letzter Woche hat mich die Arbeit wieder im Griff. Volle Terminkalender sind dabei aber nicht automatisch gleichbedeutend mit Stress. Vielmehr nutze ich alle Gelegenheiten, die sich mir bieten, um nah bei den Menschen zu sein, die unseren Freistaat so tapfer und voller Elan durch die letzten Monate gebracht haben. Nicht zuletzt will ein Haushalt für das Jahr 2022 aufgestellt und eine Bundestagswahl bestritten werden. Es gibt also viel zu tun. Aber: Mit vollem Akku und tollen Urlaubseindrücken im Gepäck wird auch diese Wanderung erfolgreich am Gipfel enden.