Am Ort meiner Kindheit

Das war heute eine Reise in die Vergangenheit, bei der ich viel für die Zukunft mitgenommen habe. Mit dem verkehrspolitischen Sprecher‎ unserer Bundestagsfraktion, Herbert Behrens, hatte ich schon länger vereinbart, dass wir uns mal zu einem Gespräch in seinem Büro treffen. Das Büro ist mitten in Osterholz-Scharmbeck und Osterholz-Scharmbeck ist zufällig mein Geburtsort. 🙂 Und freundlicherweise gab es neben dem Gespräch mit Herbert auch noch eine Einladung des Bürgermeisters, Torsten Rohde, ins Rathaus – zum lockeren Gedankenaustausch und zur Eintragung ins Goldene Buch der Stadt.

Ich hätte mir nicht träumen lassen, mal als Thüringer Ministerpräsident in die Stadt meiner Kindheit zurückkehren zu dürfen. Noch spannender war aber, was der Bürgermeister mir nach dem Gespräch im Rathaus zeigte: Eine Schule, die viel mehr ist als eine Schule. In Osterholz-Scharmbeck gibt es seit einem Jahr einen Bildungscampus, wo weiterführende Schule, städtische Bibliothek und Volkshochschule zusammen sind. In der Schule gibt es keine Klassen, sondern nur Jahrgangsstufen. Für das Schulkonzept hat man sich erst viele Vorbilder angeschaut, dann ein eigenes Konzept erarbeitet und schließlich anhand des Konzepts das Gebäude bauen lassen. Eine wirklich tolles,  zukunftsweisendes Projekt – und dabei wollte ich doch eigentlich die Vergangenheit besuchen. 😉

Bevor ich den Bürgermeister getroffen habe, war ich mit Herbert Behrens kurz Mittagessen. ‎Während ich auf mein Essen wartete, bekam ich einen Anruf von meinem Anwalt, dass es Neuigkeiten aus Dresden gibt. Das Gericht hat das Verfahren gegen mich wegen der Proteste gegen den Nazi-Aufmarsch 2010 eingestellt und trägt sämtliche Verfahrenskosten. Im Ergebnis ist es genau das, was ich erreichen wollte, aber es verwundert schon, dass es keine Begründung für die Entscheidung gibt. Das Gericht zieht sich auf leisen Sohlen aus dem Verfahren zurück anstatt einfach klar zu sagen, dass ich an dem Tag als Vermittler zwischen Polizei und Demonstranten tätig und alle Anschuldigungen von Beginn an haltlos waren.

Noch ein tolles Erlebnis von heute: In einem Laden am Markt in Osterholz-Scharmbeck habe ich meinen besten Kumpel aus der Schulzeit getroffen. Bevor wir nach dem Tod meines Vaters aus dem Norden weggezogen sind, waren der Kumpel und ich unzertrennlich. Seitdem hatten wir keinen Kontakt, aber Dank Google wusste ich, dass er noch in der alten Heimat ist und da ein Geschäft am Markt hat. Also bin ich auf Verdacht da mal reingegangen. Da kuckte mich ein völlig verdutzter Mann hinter der Kasse an, dann haben wir gelacht und wenigstens ein bisschen die alten Zeiten aufgewärmt.