Gemeinsame Geschichte, getrennte Perspektiven
Am Anfang fand ich es wirklich ärgerlich, dass eine Zeitung einfach in einer Serie von Artikeln eine Biografie über mich abdruckt, in der Vieles frei erfunden ist. Weil das aber nicht nur mir seltsam vorkam, hat sich daraus eine große Welle von Sympathie- und Unterstützungsbekundungen entwickelt, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Und wegen dieser „Biografie“ ist auch eine Idee entstanden: Astrid Rothe-Beinlich von den Grünen und ich haben überlegt, ob wir nicht gemeinsam unsere persönliche Geschichte erzählen können.
Gestern Abend fand nun diese ziemlich kurzfristig angerührte Veranstaltung statt. Als Titel hatten wir uns „Wie wir wurden, wer wird sind.“ überlegt und ich glaube, die Menschen die gestern Abend da waren oder es im Livestream verfolgt haben, bekamen einige nichtalltägliche Einblicke. Astrid und ich sprachen sehr offen über die Zeit, als wir uns Anfang der Neunziger in einem besetzten Haus in Erfurt kennenlernten und warum wir dann Jahre später trotz Parteiskepsis uns doch für eine Mitgliedschaft bei den Grünen bzw. der PDS entschieden. Und auch über Fehler und Gelungenes (z.B. das Papier zum DDR-Unrecht) während der Sondierungsgespräche 2009 haben wir aus unserer jeweiligen Perspektive nach bestem Wissen und Gewissen berichtet.
Auch vor der Abendveranstaltung gab es gestern schon spannende Termine: Vormittags diskutierten wir beim Parlamentariertag über Erfahrungen und Anforderungen linker Regierungsarbeit. Hinsichtlich der nichtpolitischen Bedingungen für Koalitionen waren wir uns einig, dass es keine Freundschaft mit den Vertretern der anderen Parteien geben muss. Aber grundsätzliches Vertrauen. Das funktioniert zum Beispiel gerade in Brandenburg sehr gut und wird hoffentlich auch nach der Wahl, die gleichzeitig mit unserer stattfindet, weitergehen.
Ein sehr schöner Termin war gestern auch die Vorstellung des Buches „Ein gewisser Herr Ramelow“, mit dem Stefan Wogawa quasi die Fortsetzung von „Die Akte Ramelow“ vorgelegt hat. Das neue Buch beschreibt die Auseinandersetzung um meine Beobachtung durch den Verfassungsschutz in den letzten Jahren – bis zur endgültigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Stefan gilt mein großer Dank dafür, dass er das alles aufgeschrieben hat. Weitere Informationen zum Buch gibt es beim Verlag.
Heute geht es wieder auf Tour. Gleich bin ich mit Katja Kipping in Jena, dann geht es mittags wieder nach Erfurt zu einer Podiumsdiskussion der IG Metall und schließlich weiter nach Sonneberg zum Sommerfest der LINKEN. Es wird also sicher nicht langweilig. 😉
PS: Da die Veranstaltung mit Astrid Rothe-Beinlich per Livestream übertragen wurde, gibt es auch ein Video des Abends, das jetzt bei Youtube angeschaut werden kann.