Wer mich nicht besuchen will

Gestern hatte ich sehr freundlichen Besuch im Landtag. Der Allgemeine Anzeiger hatte eine Abiturientin und Erstwählerin geschickt, die mich für die Zeitung interviewen sollte. Wir hatten ein gutes Gespräch über Bildungspolitik und vieles mehr, außerdem habe ich meinem Gast gleich noch den Landtag gezeigt, den Plenarsaal und auch die ehemaligen Gestapo-Gefängniszellen in Keller des Gebäudes. Es ist eine spannende Idee des Allgemeinen Anzeigers nicht erfahrene Journalisten sondern interessierte Erstwähler die Thüringer Politiker vor der Landtagswahl befragen zu lassen.

Was mich ein bisschen nachdenklich gemacht hat, war die Information, dass das Blatt ursprünglich versucht hat, nicht nur Erstwähler sondern auch Nichtwähler für das Projekt zu gewinnen – aber es haben sich keine gefunden.  Das halte ich für uns Politiker schon für ein Problem, dass Nichtwähler so weit von der Politik weg sind, dass sie uns nicht mal mehr Fragen stellen wollen. Nicht mal, wenn sie uns persönlich vor der Nase haben könnten, wollen sie was von uns wissen. Ich will das niemand zum Vorwurf machen, es beschreibt nur, dass es für und eine Riesenaufgabe ist, hier Vertrauen aufzubauen und vor allem das uns entgegengebrachte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Deswegen habe ich die Abiturientin auch gebeten, in zwei Jahren wiederzukommen und zu überprüfen, ob ich meine gestern gemachten Versprechungen auch gehalten habe.

Gestern Abend war ich bei einer Podiumsrunde der IG Metall und des DGB zur Vorbereitung der Landtagswahl. Neben mir saßen Heike Taubert, Astrid Rothe-Beinlich und der Vorsitzende der Thüringer CDA Thadäus König. Insgesamt ging die Stimmung schon stark in Richtung eines rot-rot-grünen Projekts, aber der CDA-Vertreter hat mich auch beeindruckt. Es gibt offensichtlich auch in der CDU zahlreiche Menschen, denen die Interessen der Arbeitnehmer am Herzen liegen. Wenn die Christdemokraten nach der nächsten Wahl in der Opposition sind, hoffe ich, dass die CDA stärker als bisher Einfluss auf die Politik der Partei nehmen kann.

Auf einen Text will ich noch hinweisen. Wie der Tagesspiegel aus dem Welt-Wohlstandsbericht zitiert, sind im letzten Jahr in Deutschland 116.000 neue Millionäre dazu gekommen, insgesamt sind jetzt 1,1 Millionen Menschen in Deutschland Millionäre. Wenn ich diese Steigerungsrate zur Steigerung der Gehälter, Löhne und Renten ins Verhältnis setze, dann zeigt mir das ganz deutlich: Es läuft etwas schief in diesem Land. Wir müssen doch die Gesellschaft so organisieren, dass keiner zurückbleibt. Ich habe nichts gegen Millionäre, aber wenn es eine positive Entwicklung gibt, sollten alle davon profitieren.